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Das Weblog zur Volkskunde des Bankraubs

 
Ludwig Lugmeier hat eine Autobiographie verfasst:
Lugmeier
Ludwig Lugmeier: Der Mann, der aus dem Fenster sprang
Ein Leben zwischen Flucht und Angriff
ISBN 3-88897-401-1, 19.90 EUR
Antje Kunstmann Verlag

Lesetermine lassen sich bei Tom Produkt buchen.

Bisherige Termine:
Di. 11.10.05 Berlin, Festsaal Kreuzberg
Fr. 21.10.05 Frankfurt, Club Voltaire
Fr. 09.12.05 Berlin, Eiszeit-Kino
Do. 09.02.06 Göttingen, Literarisches Zentrum
Fr. 10.02.06 Bielefeld, Kamp
Mi. 19.04.06 Passau, Scheune am Severinstor

Hier der Promotion-Text:

"Ludwig Lugmeier, geboren 1949 in Kochel am See, wollte schon als Kind der neu aufkommenden deutschen Biederkeit entfliehen. Als er mit fünfzehn ins Gefängnis kam, hatte er sein Ziel zum ersten Mal erreicht. Mit Überfällen auf Geldtransporte erwarb er sich schon bald darauf einen legendären Ruf. 1976 schrieb die gesamte deutsche Presse über ihn, nachdem er während seines Frankfurter Prozesses durch einen Sprung aus dem Fenster des Gerichtssaals entkommen war.
Lugmeier2
Lugmeier schildert sein Leben als einer, dem Un-recht die Voraussetzung der eigenen Geschichte ist. Sie überzeugt in ihren rasanten Wechseln von Angriff und Flucht, Überfluss und Armut, Gefängniszellen und Triumph der Freiheit als radikale, lakonisch und drängend erzählte Selbstvergewisserung. Nach seinem 1992 erschienenen Roman »Wo der Hund begraben ist«, einem Sittengemälde aus dem Oberbayern der Nachkriegszeit, sichert sich Lugmeier damit endgültig einen markanten Platz im »unfriedlichen Reich« der Literatur.

1993 hatte das SZ-Magazin Ludwig Lugmeier gefragt: »Warum haben Sie über Ihre Erlebnisse als Millionendieb oder über das Gefängnisleben noch nicht geschrieben?« Seine Antwort lautete damals noch: »Dazu habe ich noch viel zu wenig Abstand. Aber ich bin mir ganz sicher, dass ich das machen werde, schon allein deshalb, weil ich die zwei Bilder, die von mir in der Öffentlichkeit existieren – Gangster und Schriftsteller –, literarisch vereinen möchte.«

Seine Raubüberfälle galten als die spektakulärsten der deutschen Nachkriegszeit. Knapp 30 Jahre nach dem legendären Fenstersprung bei seinem Frankfurter Prozess erzählt Ludwig Lugmeier nun seine Geschichte."


Tilmann Jens portraitierte Lugmeier im Kontext des Erscheinens von Eduard Zimmermanns Autobiographie "Auch ich war ein Gauner" in Titel Thesen Temperamente (HR) am 18.09.2005. Tilmann Jens' legt den Schluss nahe, dass Lugmeier das größere Format gehabt habe. Ein Einschätzung, der wir uns voll und ganz anschließen. Zudem zeigt das Doppelportrait nochmals auf, wie nahe sich Krimineller und Kriminaler sind. Deshalb wird dieses Feature im Kulturzeit-Lesetip (3sat) auch mit der Überschrift "Zwei Gauner und ihr Leben" zweitverwertet.


"Mit einer Ausgabe von xy begann 1974 eine richtig große Gangster-Geschichte. Eduard Zimmermann suchte einen bayerischen Räuber, der für Schlagzeilen sorgen sollte. Vor dem schweren Jungen mit den grünen Augen war kein Geldtransporter gefeit. Über zwei Millionen Mark hat er mit seiner Gang erbeutet. Angst hatte der heute 56-Jährige nur vor einem - erraten, vor Eduard Zimmermann! Vor ihm floh er in den Stadtwald.

Gradlinig ist der Mann, der in diesem Frankfurter Gerichtssaal verurteilt wurde, auf die schiefe Bahn geraten. Jetzt hat er sein wildbewegtes Leben aufgeschrieben. Seine erste Verurteilung mit 16 kommentiert er mit den Worten: „Endlich hatte ich es geschafft, hatte mich von einem erbärmlichen Mauerlehrling in einen echten Sträfling verwandelt.“

Er war soviel mehr als nur ein schnöder Panzer-Knacker. Als Virtuose der Verkleidung hat er seine Raubüberfälle zur Kunstform erhoben… und war auf der Flucht Eduard Zimmermann und auch Interpol fast immer um Längen voraus. Selbst seine spektakuläre Verhaftung konnte ihn nicht dauerhaft stoppen. Aus dem Fenster eines Frankfurter Gerichtsaales ist er 1976 in die Freiheit gesprungen, aus fünf Metern Höhe. Die todesmutige Nummer sorgte in ganz Deuschland für Aufsehen und gab seinem Buch den Namen: „Der Mann, der aus dem Fenster sprang“.

Wie lebt es sich als Berufsverbrecher? Lugmeier erzählt davon, wie es sich anfühlt, wenn die ganze Welt zu einem einzigen Unterschlupf wird, von Bars und Bordellen bis hin nach Mexiko, die aber nicht ablenken können von der Angst, am Ende doch entdeckt zu werden. Freude aber kommt auf, wenn er in der Ferne an die alten Gegenspieler denkt, die, wie Ede Zimmermann, wieder einmal auf falschen Fährten tappen.

Doch Stopp! Was müssen wir da lesen? Ede war selbst ein Krimineller. Ausgerechnet er! Lugmeier, der dann doch bis 1989 im Knast saß, kann es nicht fassen. Eduard Zimmermann: ein Berufskollege. Und auch er versucht nun an einer Lebensbeichte. In der Nachkriegszeit habe er Brotmarken geklaut, Schwarzmarktgeschäfte getätigt, Urkunden gefälscht.

Heute ist er 76, ein reicher Medienunternehmer. An xy verdient er noch immer, der Mann, von dem wir nun wissen, dass auch er im Knast saß, fünf Jahre in Ost und West im Knast saß. Können wir denn niemandem mehr trauen?

Ein Grosser also hätte er werden können, sagt er. Hätte! Heute sitzt er neben Otto Schily, zwei Freunde von Recht und Ordnung. Von Ludwig Lugmeier kritisch beobachtet, haben die beiden am Dienstag in Berlin gemeinsam den xy-Preis verliehen. Die Zeit der ideologischen Differenzen scheint vergessen, vorbei.

Sie haben beide ihren Frieden mit ihrer Vergangenheit gemacht. Und so entstand ein dickes Buch von Ede, ohne Widersprüche, ohne Zweifel, ohne Not. Das findet auch Ludwig Lugmeier, der enttäuscht ist von den Erinnerungen seines alten Gegenspielers.

Lugmeier war nicht nur als von Eduard Zimmermann gesuchter Ganove ein anderes Kaliber. Der kann erzählen vom Verbrechen und vom Gefühl, wie das ist gejagt zu werden. Spätestens seit diesem Herbst ist er ein wirklich grosser Schriftsteller: Er hat den Absprung geschafft, der Mann, der aus dem Fenster sprang."
 

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