melden die Medien (Berliner MoPo, 25.2. 2006) den ganzen Tag über mit Blick auf den Kenter "Millionenraub":
London - Im Fall des womöglich größten Raubüberfalls in der Geschichte Großbritanniens hat die Polizei zwei weitere Männer verhaftet. Die Verdächtigen im Alter von 33 und 55 Jahren seien in der Umgebung von Maidstone in der südostenglischen Grafschaft Kent festgenommen worden, teilte die Polizei mit.
Zuvor konnte ein Teil der Beute sichergestellt werden. Nach einem „heißen Tipp“ hatten Polizisten einen Minivan der Marke Ford vor einem Hotel unweit des Bahnhofs Ashford International an der Strecke des Eurostar-Schnellzugs von London nach Paris entdeckt. Wieviel sie fanden blieb zunächst unklar. Die Polizei sucht jetzt vor allem nach einem weißen Kleinlastwagen, mit dem der Hauptteil der Beute abtransportiert worden war.
Die Zürcher NZZ (24.2. 2006) kann ihre Anerkennung nicht verhehlen: "Ein sehr professioneller Millionenraub in Kent".
Und dann gibt es da noch eine Form von Stilisierung. Beispielhaft sei die Ulmer Wildwestpresse (24.2. 2006) herausgegriffen: "'Superhirn' plante Millionencoup." Die Formulierung "Superhirn" wurde am gestrigen Freitag in quasi allen Medien kolportiert. Diehaben offensichtlich alle einen Knall.
Es wird noch allermöglicher anderer Blödsinn dahergeredet. Und in Sachen Ronald Biggs schießt die Südwestpresse dann auch noch den Vogel ab: "Der Fall erinnert viele an den legendären Postraub von Ronnie Biggs und seine Bande."
1. erinnern vor allem die Medien ihre Kundschaft an den Postraub von 1963 und natürlich an Biggs.
2. Aber eben falsch. Es war nicht die Bande von Biggs, sondern, aber das spare ich mir jetzt, es wurde in den letzten Tagen hier schließlich oft genug betont ...
Auch die sogenannte Qualitätspresse kann sich den Verweis auf Biggs nicht verkneifen (Vgl. obigen NZZ-Artikel, aber auch die Süddeutsche Zeitung, 24.2. 2006, die sich gleichermaßen am Spiel mit der Historisierung beteiligt und zum einen Biggs groß ins Bild setzt, und zum anderen - wie zahlreiche andere Blätter auch - gleich mit einem Dossier mit vergleichbaren Fällen aufwartet).
London - Im Fall des womöglich größten Raubüberfalls in der Geschichte Großbritanniens hat die Polizei zwei weitere Männer verhaftet. Die Verdächtigen im Alter von 33 und 55 Jahren seien in der Umgebung von Maidstone in der südostenglischen Grafschaft Kent festgenommen worden, teilte die Polizei mit.
Zuvor konnte ein Teil der Beute sichergestellt werden. Nach einem „heißen Tipp“ hatten Polizisten einen Minivan der Marke Ford vor einem Hotel unweit des Bahnhofs Ashford International an der Strecke des Eurostar-Schnellzugs von London nach Paris entdeckt. Wieviel sie fanden blieb zunächst unklar. Die Polizei sucht jetzt vor allem nach einem weißen Kleinlastwagen, mit dem der Hauptteil der Beute abtransportiert worden war.
Die Zürcher NZZ (24.2. 2006) kann ihre Anerkennung nicht verhehlen: "Ein sehr professioneller Millionenraub in Kent".
Und dann gibt es da noch eine Form von Stilisierung. Beispielhaft sei die Ulmer Wildwestpresse (24.2. 2006) herausgegriffen: "'Superhirn' plante Millionencoup." Die Formulierung "Superhirn" wurde am gestrigen Freitag in quasi allen Medien kolportiert. Diehaben offensichtlich alle einen Knall.
Es wird noch allermöglicher anderer Blödsinn dahergeredet. Und in Sachen Ronald Biggs schießt die Südwestpresse dann auch noch den Vogel ab: "Der Fall erinnert viele an den legendären Postraub von Ronnie Biggs und seine Bande."
1. erinnern vor allem die Medien ihre Kundschaft an den Postraub von 1963 und natürlich an Biggs.
2. Aber eben falsch. Es war nicht die Bande von Biggs, sondern, aber das spare ich mir jetzt, es wurde in den letzten Tagen hier schließlich oft genug betont ...
Auch die sogenannte Qualitätspresse kann sich den Verweis auf Biggs nicht verkneifen (Vgl. obigen NZZ-Artikel, aber auch die Süddeutsche Zeitung, 24.2. 2006, die sich gleichermaßen am Spiel mit der Historisierung beteiligt und zum einen Biggs groß ins Bild setzt, und zum anderen - wie zahlreiche andere Blätter auch - gleich mit einem Dossier mit vergleichbaren Fällen aufwartet).
sparkassenkunde - am Samstag, 25. Februar 2006, 22:06 - Rubrik: Millionencoup
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Während die Schweizer Version der BILD-Zeitung, der BLICK heute, 24.02.2006, um 17:27:41: "Keine Spur von den Rekord-Räubern" meldet, gab es in den den bundesdeutschen Medien gegen 11 Uhr die erste Vollzugsmeldungen wie "Erste Täter festgenommen". Focus Online wusste aber auch nur spärliches zu berichten.
"Die beiden Verdächtigen – ein 29 Jahre alter Mann und eine 31- jährige Frau – wurden im Großraum London festgenommen. Die Polizei ließ offen, was ihnen zur Last gelegt wird."
Auch die BBC-News UK geben sich zurückhaltend ob der tatsächlichen Verwicklung der beiden Verhafteten. Es wird noch geprüft, ob sie tatsächlich in den Fall verwickelt sind.
Gegen Mittag wird auf BBC die Verhaftung einer dritten verdächtigten bekanntgegeben:
Third person held over £50m raid
A third person has been arrested by detectives investigating the raid on a Securitas depot in Kent in which armed robbers got away with up to £50m.
Bei so viel Geld werden Begehrlichkeiten geweckt. Die Medien spekulieren allenthalben über die Konsequenz der verdammt hohen Belohnung von zwei Millionen Euro.
Millionen für den Millionen-Tipp
LONDON – Bis zu 50 Millionen Pfund wurden der britischen Securitas geklaut – ganz schön viel. Deshalb bietet die Polizei auch einen netten «Finderlohn» – und meldet zwei Festnahmen.
Da könnte manch ein Tunichtgut schwach werden: Für den richtigen Hinweis, der zu den Millionen-Räubern führt, gibts satte 2 Millionen Pfund (4,56 Mio. Franken). Doch ob sich das räuberische Sextett so leicht ertappen lässt? Denn für den Polizeisprecher Adrian Leppard ist klar: «Dies ist organisiertes Verbrechen auf höchster Ebene.» Der Überfall sei mit «militärischer Präzision» geplant und durchgezogen worden.
Das mit der "militärischen Präzision" ist auch eine überall wiedergekäute Formulierung und ist Ausdruck von sprachlicher Verdummun g. Welche militärischen Schläge waren oder sind präzise? Wieso ging denn bitteschön der Begriff "Kollateralschaden" iin die Sprachgeschichte ein?
Via BBC News UK können wir erste Phantombilder anschauen und auch über die benutzten Fahrzeuge werden erste Hintergrundinformationen bekannt.
Die BBC stellt zudem ein richtiges Dossier mit Backgroundanalysen zur Verfügung:
"Die beiden Verdächtigen – ein 29 Jahre alter Mann und eine 31- jährige Frau – wurden im Großraum London festgenommen. Die Polizei ließ offen, was ihnen zur Last gelegt wird."
Auch die BBC-News UK geben sich zurückhaltend ob der tatsächlichen Verwicklung der beiden Verhafteten. Es wird noch geprüft, ob sie tatsächlich in den Fall verwickelt sind.
Gegen Mittag wird auf BBC die Verhaftung einer dritten verdächtigten bekanntgegeben:
Third person held over £50m raid
A third person has been arrested by detectives investigating the raid on a Securitas depot in Kent in which armed robbers got away with up to £50m.
Bei so viel Geld werden Begehrlichkeiten geweckt. Die Medien spekulieren allenthalben über die Konsequenz der verdammt hohen Belohnung von zwei Millionen Euro.
Millionen für den Millionen-Tipp
LONDON – Bis zu 50 Millionen Pfund wurden der britischen Securitas geklaut – ganz schön viel. Deshalb bietet die Polizei auch einen netten «Finderlohn» – und meldet zwei Festnahmen.
Da könnte manch ein Tunichtgut schwach werden: Für den richtigen Hinweis, der zu den Millionen-Räubern führt, gibts satte 2 Millionen Pfund (4,56 Mio. Franken). Doch ob sich das räuberische Sextett so leicht ertappen lässt? Denn für den Polizeisprecher Adrian Leppard ist klar: «Dies ist organisiertes Verbrechen auf höchster Ebene.» Der Überfall sei mit «militärischer Präzision» geplant und durchgezogen worden.
Das mit der "militärischen Präzision" ist auch eine überall wiedergekäute Formulierung und ist Ausdruck von sprachlicher Verdummun g. Welche militärischen Schläge waren oder sind präzise? Wieso ging denn bitteschön der Begriff "Kollateralschaden" iin die Sprachgeschichte ein?
Via BBC News UK können wir erste Phantombilder anschauen und auch über die benutzten Fahrzeuge werden erste Hintergrundinformationen bekannt.
Die BBC stellt zudem ein richtiges Dossier mit Backgroundanalysen zur Verfügung:
- Eine "Raid Timeline - How the Securitas robbery unfolded" plus Karten über die verschiedenen Orte des Geschehens
- Unvermeidlich: Britain's biggest robberies
- Eine Frage, die die Phantasien von Millionen umtreibt: Can the robbers launder the money?
sparkassenkunde - am Freitag, 24. Februar 2006, 17:52 - Rubrik: Millionencoup
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Der Tag, an dem …
… Ronnies Mythos bebt
meint der Tagesspiegel (24.2. 2006) behaupten zu müssen:
"Es ist kein guter Tag für Ronald Biggs. Liegt im Belmarsh-Gefängnis in London, gehen kann er nicht mehr, man ließe ihn auch nicht. Sprechen kann er auch nicht nach seinen Schlaganfällen. Eigentlich wollte er noch auf ein Bier in den Margate Pub vor dem großen Abgang, aber da lässt man ihn auch nicht hin. Und dann noch diese Nachricht: Bewaffnete Räuber haben in Tonbridge in Kent etwa 50 Millionen Euro erbeutet, es kann sogar ein bisschen mehr sein. Man zählt noch. Die Polizei spricht vom Coup eines Superhirns, sie spricht vom größten Geldraub Großbritanniens. Ja. Aber war nicht er, Ronnie Biggs, the man, König der Diebe, der legendärste aller 15 Postzugräuber, der Gentleman, der zur Kasse bat? Streng genommen käme Biggs 2029 raus, aber da wird wohl der große Abgang vor sein, 76 Jahre alt ist Biggs, und schwer krank."
Au weia - da liegt nicht nur ein Missverständnis vor - und es wird jede Menge Unfug verzapft.
1. Ronnie Biggs war nicht der legendäre Mister Posträuber, dazu haben ihn die Medien erhoben - er war eine ziemlich kleine Nummer ("he played a very minor part") und wurde als Mr. Ausbrecher berühmt - und desweiteren vor allem deshalb, weil man ihn nicht habhaft werden konnte (Vgl. Dirk Schindelbecks Beitrag in Vabanque)
2. Es wird sich sehr schnell zeigen, ob allein die Summe einen ähnlichen Mythos begründen wird, wie der der Posträuber von 1963.
3. Man muss nicht alles glauben, was die Polizei im Zuge von Fahndungshektik verbreitet.
"Das muss doch nicht sein, dass da ein paar Parvenüs daherkommen und Ronnie Biggs so kurz vor Toreschluss auch noch den Mythos rauben. Hätten die Herren nicht ein wenig warten können? Wo bleibt die Ganovenehre?"
Warum eigentlich auf schon Geschlagene nochmals drauftreten?
"(...) Es war etwas schief gelaufen, der Lokführer musste mit der Kohlenschaufel niedergeschlagen werden, aber das hat dem späteren Ruf als gute Gauner mit Berufsethos nicht geschadet.
Dergleichen bewunderte Diebe hat es immer gegeben, populäre Verbrecher, bei denen das Wort Verbrechen nicht so recht passen will. Auch die jetzigen Räuber sind ohne Gewalt ausgekommen. Da ist man dann schnell bereit, in ihnen ein bisschen Robin Hood zu sehen, Rififi und Thomas Crown ist nicht zu fassen. Fast neidet man ihnen ihren Job. Bei moralischen Bedenken hilft Bert Brecht: „Was ist ein Banküberfall gegen die Gründung einer Bank.“
Der Brecht-Spruch geht zwar auch anders - da ist nämlich vom "Einbruch in eine Bank" die Rede - denn Raubüberfälle nach amerikanischem Vorbild waren in Europa zu der Zeit noch weitgehend unbekannt - interessant ist allerdings, warum dieser Wechsel des Modus von Praxis in der Adaptierung des Satzes so merkwürdig folgenlos blieb.
[Also zum Brechtspruch meinen die meisten Quellen folgendes (Wikipedia):
"Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? Was ist die Ermordung eines Mannes gegen die Anstellung eines Mannes?" - Die Dreigroschenoper, Druckfassung 1931, Szene 9; Textstelle ursprünglich aus dem Stück "Happy End" von Elisabeth Hauptmann, 1929.]
Den Rest sparen wir uns ...
… Ronnies Mythos bebt
meint der Tagesspiegel (24.2. 2006) behaupten zu müssen:
"Es ist kein guter Tag für Ronald Biggs. Liegt im Belmarsh-Gefängnis in London, gehen kann er nicht mehr, man ließe ihn auch nicht. Sprechen kann er auch nicht nach seinen Schlaganfällen. Eigentlich wollte er noch auf ein Bier in den Margate Pub vor dem großen Abgang, aber da lässt man ihn auch nicht hin. Und dann noch diese Nachricht: Bewaffnete Räuber haben in Tonbridge in Kent etwa 50 Millionen Euro erbeutet, es kann sogar ein bisschen mehr sein. Man zählt noch. Die Polizei spricht vom Coup eines Superhirns, sie spricht vom größten Geldraub Großbritanniens. Ja. Aber war nicht er, Ronnie Biggs, the man, König der Diebe, der legendärste aller 15 Postzugräuber, der Gentleman, der zur Kasse bat? Streng genommen käme Biggs 2029 raus, aber da wird wohl der große Abgang vor sein, 76 Jahre alt ist Biggs, und schwer krank."
Au weia - da liegt nicht nur ein Missverständnis vor - und es wird jede Menge Unfug verzapft.
1. Ronnie Biggs war nicht der legendäre Mister Posträuber, dazu haben ihn die Medien erhoben - er war eine ziemlich kleine Nummer ("he played a very minor part") und wurde als Mr. Ausbrecher berühmt - und desweiteren vor allem deshalb, weil man ihn nicht habhaft werden konnte (Vgl. Dirk Schindelbecks Beitrag in Vabanque)
2. Es wird sich sehr schnell zeigen, ob allein die Summe einen ähnlichen Mythos begründen wird, wie der der Posträuber von 1963.
3. Man muss nicht alles glauben, was die Polizei im Zuge von Fahndungshektik verbreitet.
"Das muss doch nicht sein, dass da ein paar Parvenüs daherkommen und Ronnie Biggs so kurz vor Toreschluss auch noch den Mythos rauben. Hätten die Herren nicht ein wenig warten können? Wo bleibt die Ganovenehre?"
Warum eigentlich auf schon Geschlagene nochmals drauftreten?
"(...) Es war etwas schief gelaufen, der Lokführer musste mit der Kohlenschaufel niedergeschlagen werden, aber das hat dem späteren Ruf als gute Gauner mit Berufsethos nicht geschadet.
Dergleichen bewunderte Diebe hat es immer gegeben, populäre Verbrecher, bei denen das Wort Verbrechen nicht so recht passen will. Auch die jetzigen Räuber sind ohne Gewalt ausgekommen. Da ist man dann schnell bereit, in ihnen ein bisschen Robin Hood zu sehen, Rififi und Thomas Crown ist nicht zu fassen. Fast neidet man ihnen ihren Job. Bei moralischen Bedenken hilft Bert Brecht: „Was ist ein Banküberfall gegen die Gründung einer Bank.“
Der Brecht-Spruch geht zwar auch anders - da ist nämlich vom "Einbruch in eine Bank" die Rede - denn Raubüberfälle nach amerikanischem Vorbild waren in Europa zu der Zeit noch weitgehend unbekannt - interessant ist allerdings, warum dieser Wechsel des Modus von Praxis in der Adaptierung des Satzes so merkwürdig folgenlos blieb.
[Also zum Brechtspruch meinen die meisten Quellen folgendes (Wikipedia):
"Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? Was ist die Ermordung eines Mannes gegen die Anstellung eines Mannes?" - Die Dreigroschenoper, Druckfassung 1931, Szene 9; Textstelle ursprünglich aus dem Stück "Happy End" von Elisabeth Hauptmann, 1929.]
Den Rest sparen wir uns ...
vabanque - am Donnerstag, 23. Februar 2006, 21:55 - Rubrik: Biographien des Bankraubs
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Auf eine Art nochmals informativer ist der FAZ-Artikel vom 14.2. 2006 (Als Räuber noch romantisch waren" von Katharina Iskandar) über die Frankfurter Ausstellung "Geld oder Leben". Jedenfalls finden sich darin wiederum Informationen, die wir bisher den anderen Medien nicht entnehmen konnten:
"Für die Polizei war Karl Drägenstein „ein ebenso verwegener wie geschickter” Tresorknacker, Peter Pawlak gar „einer der gerissensten ,Schränker' alter Schule”. Ihre Fahndungsfotos, die die Männer nicht nur von vorn und von der Seite, sondern auch mit und ohne Zylinder zeigen, machten - ebenso wie ihr spektakulärer Geldraub - Geschichte.
Nun hängen ihre Porträts im Museum für Kommunikation als Zeugnis dafür, daß Bankräubern bis heute ein Mythos anhaftet. Mit der Ausstellung „Geld oder Leben! Vom Postkutschenüberfall zum virtuellen Datenraub” hat das Museum für Kommunikation ein Thema aufgegriffen, das hartgesottene Kriminologen und neugieriges Publikum gleichermaßen beeindrucken dürfte.
Viele der Exponate stammen aus polizeigeschichtlichen Sammlungen aus dem gesamten Bundesgebiet. So ist die Ausstellung nicht zuletzt eine Chronologie der deutschen Kriminalgeschichte, die sich auf den Geldraub fokussiert. Im Lauf des 18. Jahrhunderts mehrten sich die Fälle räuberischer Übergriffe auf Briefkuriere und Postwagen. Von 1920 an etablierte sich der Bankraub, der als neue Form des Überfalls aus Amerika nach Europa kam."
Im folgenden wird auf die Vermischung von Romantik und Brutalität abgehoben, die die Ausstellung vermeiden wolle. Die Überschrift des FAZ-Artikels suggeriert zudem, dass heute die Zeit der Romantisierung vorbei sei. Dass das mitunter nichts mit dem Grad der Brutalisierung zu tun haben muss, sei demgegenüber nochmals eigens betont.
"Für die Polizei war Karl Drägenstein „ein ebenso verwegener wie geschickter” Tresorknacker, Peter Pawlak gar „einer der gerissensten ,Schränker' alter Schule”. Ihre Fahndungsfotos, die die Männer nicht nur von vorn und von der Seite, sondern auch mit und ohne Zylinder zeigen, machten - ebenso wie ihr spektakulärer Geldraub - Geschichte.
Nun hängen ihre Porträts im Museum für Kommunikation als Zeugnis dafür, daß Bankräubern bis heute ein Mythos anhaftet. Mit der Ausstellung „Geld oder Leben! Vom Postkutschenüberfall zum virtuellen Datenraub” hat das Museum für Kommunikation ein Thema aufgegriffen, das hartgesottene Kriminologen und neugieriges Publikum gleichermaßen beeindrucken dürfte.
Viele der Exponate stammen aus polizeigeschichtlichen Sammlungen aus dem gesamten Bundesgebiet. So ist die Ausstellung nicht zuletzt eine Chronologie der deutschen Kriminalgeschichte, die sich auf den Geldraub fokussiert. Im Lauf des 18. Jahrhunderts mehrten sich die Fälle räuberischer Übergriffe auf Briefkuriere und Postwagen. Von 1920 an etablierte sich der Bankraub, der als neue Form des Überfalls aus Amerika nach Europa kam."
Im folgenden wird auf die Vermischung von Romantik und Brutalität abgehoben, die die Ausstellung vermeiden wolle. Die Überschrift des FAZ-Artikels suggeriert zudem, dass heute die Zeit der Romantisierung vorbei sei. Dass das mitunter nichts mit dem Grad der Brutalisierung zu tun haben muss, sei demgegenüber nochmals eigens betont.
vabanque - am Donnerstag, 23. Februar 2006, 21:03 - Rubrik: AusstellungenMuseum
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Bisher hielten BILD und Stern die Spitze, nun ist es die Mittelbayrische Zeitung (23.2. 2006), die den höchsten Betrag anbietet, der gestohlen worden sein soll: "England: Verkleidete Polizisten raubten fast 73 Millionen Euro". Spiegel Online beruft sich auf Guardian, Times und korrigiert die Zahl nach 40 Millionen nach oben.
Bisher sind im übrigen die angebotenen Bilder ziemlich mau - deshalb verzichten wir auf eine Abbildung.
Nun berichtet auch die FAZ in sehr ausführlicher Weise über den Kenter Banküberfall. Ein Video lässt sich auch abrufen.
Wichtigster Punkt: "Der Raub sei eindeutig lange im Detail vorbereitet worden. 'Irgend jemand muß Informationen haben, die uns weiterhelfen.'".
Audiovisuelles Material hält auch die ARD-Tageschau bereit:
Anerkennung meint man beim Beitrag der Welt (24.2. 2006) herauszuhören:
Bankraub mit militärischer Präzision
Mehr als 25 Millionen Pfund Beute bei Überfall auf eine Sicherheitsfirma in England
"Es ist das Gesprächsthema im Königreich, die Topstory sämtlicher britischer Nachrichten. Es ist möglicherweise der größte Raub in der britischen Geschichte, einer der größten weltweit sogar. Möglicherweise, denn noch ist unklar, wie viel Geld geraubt wurde aus dem Depot der Sicherheitsfirma Securitas in Tonbridge. 25 Millionen Pfund waren es mindestens - so viel hat die Bank von England reklamiert. Sie deponierte bei Securitas ihr Bargeld, so wie fast alle Unternehmen in der Grafschaft Kent. Möglicherweise waren sogar 40 Millionen Pfund in den Tresoren. Eine Beute zwischen 40 und 60 Millionen Euro. Für die Polizei ist klar: Die Täter müssen Insiderinformationen gehabt haben."
Und schließlich wieder der Rückgriff auf die eigene Kino-Erfahrung, sowie die Analogie zum Belfaster Banküberfall, der bezeichnenderweise immer noch als IRA-Überfall bezeichnet wird (was mehr über die Wahrnehmungsfähigkeit des Journalisten aussagt, denn über den tatsächlichen Sachverhalt):
Die Tat lief ab nach Art eines klassisches Drehbuches, aus einschlägigen Krimis bekannt - auch aus dem IRA-Überfall auf die Northern Bank in Belfast im Dezember 2004, mit 26,4 Millionen Pfund Beute: Depot- oder Bank-Manager wird entführt, die Familie zum Zwecke der Erpressung ebenfalls, womit die Verbrecher sich Einlaß verschaffen am hoch gesicherten Ort; die dort Arbeitenden werden gefesselt, das Geld aufgeladen, die Flucht ist ungestört. "Tiger Kidnapping" nennt man in Polizeikreisen (und in der Unterwelt) diese Technik, durch die Geiselnahme der Familie des "Schlüsselbewahrers" zum Ziel zu kommen.
Ein Überblick zu verschiedenen Entführungsarten
Bei Wikipedia :
"Tiger kidnapping is taking an innocent hostage to make a beloved do something, e.g. a child is taken hostage to force the shopkeeper to open the safe; the term originates from the usually long preceeding observation, like a tiger does on the prawl."
Bisher sind im übrigen die angebotenen Bilder ziemlich mau - deshalb verzichten wir auf eine Abbildung.
Nun berichtet auch die FAZ in sehr ausführlicher Weise über den Kenter Banküberfall. Ein Video lässt sich auch abrufen.
Wichtigster Punkt: "Der Raub sei eindeutig lange im Detail vorbereitet worden. 'Irgend jemand muß Informationen haben, die uns weiterhelfen.'".
Audiovisuelles Material hält auch die ARD-Tageschau bereit:
Anerkennung meint man beim Beitrag der Welt (24.2. 2006) herauszuhören:
Bankraub mit militärischer Präzision
Mehr als 25 Millionen Pfund Beute bei Überfall auf eine Sicherheitsfirma in England
"Es ist das Gesprächsthema im Königreich, die Topstory sämtlicher britischer Nachrichten. Es ist möglicherweise der größte Raub in der britischen Geschichte, einer der größten weltweit sogar. Möglicherweise, denn noch ist unklar, wie viel Geld geraubt wurde aus dem Depot der Sicherheitsfirma Securitas in Tonbridge. 25 Millionen Pfund waren es mindestens - so viel hat die Bank von England reklamiert. Sie deponierte bei Securitas ihr Bargeld, so wie fast alle Unternehmen in der Grafschaft Kent. Möglicherweise waren sogar 40 Millionen Pfund in den Tresoren. Eine Beute zwischen 40 und 60 Millionen Euro. Für die Polizei ist klar: Die Täter müssen Insiderinformationen gehabt haben."
Und schließlich wieder der Rückgriff auf die eigene Kino-Erfahrung, sowie die Analogie zum Belfaster Banküberfall, der bezeichnenderweise immer noch als IRA-Überfall bezeichnet wird (was mehr über die Wahrnehmungsfähigkeit des Journalisten aussagt, denn über den tatsächlichen Sachverhalt):
Die Tat lief ab nach Art eines klassisches Drehbuches, aus einschlägigen Krimis bekannt - auch aus dem IRA-Überfall auf die Northern Bank in Belfast im Dezember 2004, mit 26,4 Millionen Pfund Beute: Depot- oder Bank-Manager wird entführt, die Familie zum Zwecke der Erpressung ebenfalls, womit die Verbrecher sich Einlaß verschaffen am hoch gesicherten Ort; die dort Arbeitenden werden gefesselt, das Geld aufgeladen, die Flucht ist ungestört. "Tiger Kidnapping" nennt man in Polizeikreisen (und in der Unterwelt) diese Technik, durch die Geiselnahme der Familie des "Schlüsselbewahrers" zum Ziel zu kommen.
Ein Überblick zu verschiedenen Entführungsarten
Bei Wikipedia :
"Tiger kidnapping is taking an innocent hostage to make a beloved do something, e.g. a child is taken hostage to force the shopkeeper to open the safe; the term originates from the usually long preceeding observation, like a tiger does on the prawl."
sparkassenkunde - am Donnerstag, 23. Februar 2006, 20:22 - Rubrik: Millionencoup
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- Das ist ein dankbares Thema (Davon zeugen nicht zuletzt die zahlreichen Einträge unter Bankraub in Film und Fernsehen in diesem Blog).
Neuere Versuche von Göttler und Jansen
In Vabanque wurde das Thema vom Tübinger/Stuttgarter Filmkritiker Klaus-Peter Eichele (che )(Verbrechen mit menschlichem Antlitz - Kleine Typologie des Kino-Bankraubs) aufgegriffen.
Das Sujet wurde jüngst aber auch wieder von anderer Seite wieder aufgenommen.
Etwas überraschend tauchte das Thema "Geldraub Thema vieler Kino-Filme" auf Seite 2 (Themen des Tages) der gestrigen Süddeutschen Zeitung (22.2. 2006) auf. Unter dem Titel "Fasziniert vom Verbrechen" und mit einem Photo von Schauspieler Don Sutherland gibt SZ-Filmkritiker Fritz Göttler Einblick in die Geschichte des Kino-Bankraubs.
Zunächst diagnostiziert er den Zusammenhang von Inhalt (Überfall) und Technik des Kinos sui generis:
"Bewegungsbilder, motion picture, so wird das Kino gern definiert. Es gilt die Dinge in Bewegung zu halten, und alle jene Kräfte abzuwehren, die sie zum Innehalten zu zwingen versuchen. Aus diesen beiden widerstrebenden Rhythmen entsteht die Spannung des Kinos und am einfachsten und effektivsten wird das im filmischen Überall verwirklicht uaf Züge, Postkutschen und Autos."
Wie Klaus-Peter Eichele verweist Fritz Göttler darauf, dass das Erzählkino 1903 mit einem solchen Überfall begonnen hat : The Great Train Robbery, R. Edward S. Porter. Hierzu gehören
"das Hin und Her der verschiedenen Schauplätze, das Wechselspiel von Banditen und Verfolgern, die Konfrontation im Shootout. Immer wieder hat Hollywood in seinen Western Postkutschen- und Zugüberfälle kunstvoll inszeniert, und es sind wahre Meisterstücke dabei herausgekommen."
Die Inszenierung der Geschwindigkeit wird zum Markenzeichen solcher caper movies, die insbesondere in den 40er Jahren sich als Genre in Hollywood etablierten. Interessant ist, dass Göttler ganz andere Filme als Eichele erwähnt wie er überhaupt mehr auf die Machart als auf die Rezeption eingeht. Eichele widmet sich dem Sozialkonflikt Bankraub (Vabanque, S. 285) - etwa am Beispiel des nun via Dokumentarfilm (Based on a true story) wieder thematisierten Dog Day Afternoon mit Al Pacino. Göttler sieht im caper movie eine Feier auf den amerikanischen Professionalismus:
"Es ist einfach cool, wenn Profis ihre Arbeit exakt planen und dann mit Phantasie und Lust ausführen. Wenn ein paar Leute so großartig zusammenspielen, dass sie ihre Umgebung beherrschen und die Menschen dort. In der Präzisionsarbeit der Profis vor der Kamera spielgetl sich die der Profis hinter der Kamera."
Nach dem Abfeiern von Filmen wie The Killers und The Italian Job schließt Göttler dann doch noch mit der Moral des Genres und das löst auch auf, warum Sutherland abgebildet wird:
"Die Moral der Genres liefert Donald Sutherland, der alte Mann des Teams [in der Italian Job-Version von 2003]: 'Es gibt zwei Arten von Dieben', erklärt er: 'Die einen, die stehen, um ihr Leben zu bereichern, die anderen, die steheln, um ihr Leben zu definieren."
Ein tatsächlich informativer und aufschlussreicher Text, bloss was das mit dem Heros-Betrugsfall sui generis zu tun hat, das erschließt sich nach der Lektüre immer noch nicht, weil da geht es gerade nicht um einen Überfall, sondern um Unterschlagung.
Ein weiterer Versuch über das Genre unternahm ebenso unlängst Peter W. Jansen, der zu den "führenden Köpfen der deutschen Filmpublizistik" (Perlentaucher) gezählt wird,im Katalog der Ausstellung Geld oder Leben des Frankfurter Museums für Kommunikation. Unter dem Titel "Postraub & Posträuber im Kino" (S. 116-119.). Er zieht sein Thema über die Postzug- und Postkutschüberfälle in den Western auf, den er historisch auf das Jahr 1866 datiert:
"Dieser vermutlich erste Postraub-Zugüberfall der Geschichte erfreute sich sofort der Zustimmung weiter Bevölkerungskreise. So groß war der Hass auf den räuberischen Kapitalismus der Eisenbahngesellschaften, dass nicht nur weitere Zug- und Banküberfälle von der Mehrheit des Publikums gedeckt wurden, sondern dass man sich dergleich auch gern auf den Jahrmärkten ansah, wo das Kino inzwischen den Moritaten- und Bänkelsänger verdrängt hatte. Man zahlte locker einen Nickel für das risikolose Vergnügen, den Stellvertretern der eigenen anarchischen Gelüste zuszusehen."
Peter W. Jansen betont den "Kapitalismushass der kleinen Leute" as dem Hollywood "sofort und instinktiv (...) Kapital [zu] schlagen" weiss. Auch er verweist auf Edwin S. Porters Pionierfilm. Doch nähert er sich über inhaltliche Aspekte. Sein Augenmerk liegt vor allem auf den Train-Robbery-Filmen, die "kaum zu zählen sind":
"Das Publikum hat sich nie satt genug freuen können, wenn Institutionen wie Bahn, Post und Banken in ihrer Selbstsicherheit demoliert wurden."
Schließlich wendet sich Jansen auch dem Thema Postkutschenüberfälle zu (das im übrigen im Unterschied zu Vabanque einen erklecklichen Teil des Frankfurter Katalogs ausmacht).
Und dann kommt er etwas abrupt auf "das Gesetz und Selbstzensur". wonach "niemand im Publikum (...) nämlich glauben (soll), die Raubgeschichten seinen Erfolgsgeschichten", mit wem immer man sich auch zu identifizieren wagt: "Crime doesn't pay."
Damit ist der Schluss zahlreicher Filme angesprochen. Aber warum soll es im Kino anders sein, wie im wirklich Leben, wo auch "die da oben" bestimmen, was ein richtiges Leben ist?
Der Beitrag von Jansen zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er die Faszination des Themas für das Publikum und die Gründe hierfür anspricht. Nämlich soziale Ungleichheit.
Neuere Versuche von Göttler und Jansen
In Vabanque wurde das Thema vom Tübinger/Stuttgarter Filmkritiker Klaus-Peter Eichele (che )(Verbrechen mit menschlichem Antlitz - Kleine Typologie des Kino-Bankraubs) aufgegriffen.
Das Sujet wurde jüngst aber auch wieder von anderer Seite wieder aufgenommen.
Etwas überraschend tauchte das Thema "Geldraub Thema vieler Kino-Filme" auf Seite 2 (Themen des Tages) der gestrigen Süddeutschen Zeitung (22.2. 2006) auf. Unter dem Titel "Fasziniert vom Verbrechen" und mit einem Photo von Schauspieler Don Sutherland gibt SZ-Filmkritiker Fritz Göttler Einblick in die Geschichte des Kino-Bankraubs.
Zunächst diagnostiziert er den Zusammenhang von Inhalt (Überfall) und Technik des Kinos sui generis:
"Bewegungsbilder, motion picture, so wird das Kino gern definiert. Es gilt die Dinge in Bewegung zu halten, und alle jene Kräfte abzuwehren, die sie zum Innehalten zu zwingen versuchen. Aus diesen beiden widerstrebenden Rhythmen entsteht die Spannung des Kinos und am einfachsten und effektivsten wird das im filmischen Überall verwirklicht uaf Züge, Postkutschen und Autos."
Wie Klaus-Peter Eichele verweist Fritz Göttler darauf, dass das Erzählkino 1903 mit einem solchen Überfall begonnen hat : The Great Train Robbery, R. Edward S. Porter. Hierzu gehören
"das Hin und Her der verschiedenen Schauplätze, das Wechselspiel von Banditen und Verfolgern, die Konfrontation im Shootout. Immer wieder hat Hollywood in seinen Western Postkutschen- und Zugüberfälle kunstvoll inszeniert, und es sind wahre Meisterstücke dabei herausgekommen."
Die Inszenierung der Geschwindigkeit wird zum Markenzeichen solcher caper movies, die insbesondere in den 40er Jahren sich als Genre in Hollywood etablierten. Interessant ist, dass Göttler ganz andere Filme als Eichele erwähnt wie er überhaupt mehr auf die Machart als auf die Rezeption eingeht. Eichele widmet sich dem Sozialkonflikt Bankraub (Vabanque, S. 285) - etwa am Beispiel des nun via Dokumentarfilm (Based on a true story) wieder thematisierten Dog Day Afternoon mit Al Pacino. Göttler sieht im caper movie eine Feier auf den amerikanischen Professionalismus:
"Es ist einfach cool, wenn Profis ihre Arbeit exakt planen und dann mit Phantasie und Lust ausführen. Wenn ein paar Leute so großartig zusammenspielen, dass sie ihre Umgebung beherrschen und die Menschen dort. In der Präzisionsarbeit der Profis vor der Kamera spielgetl sich die der Profis hinter der Kamera."
Nach dem Abfeiern von Filmen wie The Killers und The Italian Job schließt Göttler dann doch noch mit der Moral des Genres und das löst auch auf, warum Sutherland abgebildet wird:
"Die Moral der Genres liefert Donald Sutherland, der alte Mann des Teams [in der Italian Job-Version von 2003]: 'Es gibt zwei Arten von Dieben', erklärt er: 'Die einen, die stehen, um ihr Leben zu bereichern, die anderen, die steheln, um ihr Leben zu definieren."
Ein tatsächlich informativer und aufschlussreicher Text, bloss was das mit dem Heros-Betrugsfall sui generis zu tun hat, das erschließt sich nach der Lektüre immer noch nicht, weil da geht es gerade nicht um einen Überfall, sondern um Unterschlagung.
Ein weiterer Versuch über das Genre unternahm ebenso unlängst Peter W. Jansen, der zu den "führenden Köpfen der deutschen Filmpublizistik" (Perlentaucher) gezählt wird,im Katalog der Ausstellung Geld oder Leben des Frankfurter Museums für Kommunikation. Unter dem Titel "Postraub & Posträuber im Kino" (S. 116-119.). Er zieht sein Thema über die Postzug- und Postkutschüberfälle in den Western auf, den er historisch auf das Jahr 1866 datiert:
"Dieser vermutlich erste Postraub-Zugüberfall der Geschichte erfreute sich sofort der Zustimmung weiter Bevölkerungskreise. So groß war der Hass auf den räuberischen Kapitalismus der Eisenbahngesellschaften, dass nicht nur weitere Zug- und Banküberfälle von der Mehrheit des Publikums gedeckt wurden, sondern dass man sich dergleich auch gern auf den Jahrmärkten ansah, wo das Kino inzwischen den Moritaten- und Bänkelsänger verdrängt hatte. Man zahlte locker einen Nickel für das risikolose Vergnügen, den Stellvertretern der eigenen anarchischen Gelüste zuszusehen."
Peter W. Jansen betont den "Kapitalismushass der kleinen Leute" as dem Hollywood "sofort und instinktiv (...) Kapital [zu] schlagen" weiss. Auch er verweist auf Edwin S. Porters Pionierfilm. Doch nähert er sich über inhaltliche Aspekte. Sein Augenmerk liegt vor allem auf den Train-Robbery-Filmen, die "kaum zu zählen sind":
"Das Publikum hat sich nie satt genug freuen können, wenn Institutionen wie Bahn, Post und Banken in ihrer Selbstsicherheit demoliert wurden."
Schließlich wendet sich Jansen auch dem Thema Postkutschenüberfälle zu (das im übrigen im Unterschied zu Vabanque einen erklecklichen Teil des Frankfurter Katalogs ausmacht).
Und dann kommt er etwas abrupt auf "das Gesetz und Selbstzensur". wonach "niemand im Publikum (...) nämlich glauben (soll), die Raubgeschichten seinen Erfolgsgeschichten", mit wem immer man sich auch zu identifizieren wagt: "Crime doesn't pay."
Damit ist der Schluss zahlreicher Filme angesprochen. Aber warum soll es im Kino anders sein, wie im wirklich Leben, wo auch "die da oben" bestimmen, was ein richtiges Leben ist?
Der Beitrag von Jansen zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er die Faszination des Themas für das Publikum und die Gründe hierfür anspricht. Nämlich soziale Ungleichheit.
vabanque - am Donnerstag, 23. Februar 2006, 09:52 - Rubrik: Bankraub in Film und Fernsehen
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Unter dem Titel "»Nordcash« kein System – nur dusslige Kunden" lässt sich das R-Archiv (Dienstag, 21 Februar 2006) über die "Selbstbedienung in Sachen Geld" durch/mittels/in der Firma Nordcash der Unternehmensgruppe Heros mittels des offensichtlich um sich gegriffenen Outsourcings von Tagesabrechnungen bei Supermärkten etc. aus. Dabei soll insgesamt die nicht unerkleckliche Summe von 300 Millionen Euro abhanden gekommen sein. Was wiederum mal wieder zeigt, dass das wirkliche Geld in oder zwischen den Banken bzw. Geldwaschanlagen verdient wird.

Interessant aus Sicht einer "Volkskunde des Bankraubs" ist zudem, dass von den Betrügern ein klassisches Erklärungsschema herangezogen wurde, um ihren plötzlichen Reichtum vor Dritten zu rechtfertigen: Der Lottogewinn. Im Kölner Stadtanzeiger (21.2. 2006) heisst es:
"Die Lebensgefährtin, mit der der Frechener seit etwas mehr als einem Jahr befreundet ist, zeigte sich, angesprochen auf die aktuellen Ereignisse, vollkommen überrascht. Ihr soll D. erzählt haben, durch einen Lottogewinn reich geworden zu sein. Seit vergangenen Freitag ist für den Karnevalsfreund erst mal Aschermittwoch."
Das R-Archiv (eine Webseite, die sich hauptsächlich mit Handelsrechts-Fragen beschäftigt) will ob dieser Einsicht nun Bertolt Brecht (dessen Namen sie zwar falsch buchstabiert und auch das Bonmot nicht wirklich richtig wiedergibt) vom Kopf auf die Füße stellen:
"Nun denn, (Eugen, Friedrich) Berthold Brecht irrte als er fragte – 'was ist ein Bankraub gegen die Gründung einer Bank?'
Richtig lautet der Satz – 'was ist eine Bank gegen die Gründung einer Geldbearbeitungsfirma?'
Das ist zwar sachlich falsch, weil die Umsätze von Banken um ein vielfaches höher sind als die hier unterschlagenen 300 Millionen, aber als kleiner Herrenwitz für die Branche mag das durchgehen ...

Interessant aus Sicht einer "Volkskunde des Bankraubs" ist zudem, dass von den Betrügern ein klassisches Erklärungsschema herangezogen wurde, um ihren plötzlichen Reichtum vor Dritten zu rechtfertigen: Der Lottogewinn. Im Kölner Stadtanzeiger (21.2. 2006) heisst es:
"Die Lebensgefährtin, mit der der Frechener seit etwas mehr als einem Jahr befreundet ist, zeigte sich, angesprochen auf die aktuellen Ereignisse, vollkommen überrascht. Ihr soll D. erzählt haben, durch einen Lottogewinn reich geworden zu sein. Seit vergangenen Freitag ist für den Karnevalsfreund erst mal Aschermittwoch."
Das R-Archiv (eine Webseite, die sich hauptsächlich mit Handelsrechts-Fragen beschäftigt) will ob dieser Einsicht nun Bertolt Brecht (dessen Namen sie zwar falsch buchstabiert und auch das Bonmot nicht wirklich richtig wiedergibt) vom Kopf auf die Füße stellen:
"Nun denn, (Eugen, Friedrich) Berthold Brecht irrte als er fragte – 'was ist ein Bankraub gegen die Gründung einer Bank?'
Richtig lautet der Satz – 'was ist eine Bank gegen die Gründung einer Geldbearbeitungsfirma?'
Das ist zwar sachlich falsch, weil die Umsätze von Banken um ein vielfaches höher sind als die hier unterschlagenen 300 Millionen, aber als kleiner Herrenwitz für die Branche mag das durchgehen ...
vabanque - am Donnerstag, 23. Februar 2006, 09:08 - Rubrik: Brecht-Zitat
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seien bei dem Bankraub in Kent gestern abhanden gekommen. Für die BILD-Zeitung (23.2. 2006) sind Zahlen natürlich Schall und Rauch. Jedenfalls bietet sie uns bisher die höchste Summe an. Aber nichts genaues weiss man nicht. Also schießen die Spekulationen in die Höhe.
Vgl. a.
Vgl. a.
- Bieler Tagblatt ("Fette Beute" = 25 Millionen Euro)
- Tagesspiegel (Räuber erbeuten mehr als 37 Millionen Euro)
- Die Steiermarker Kleine Zeitung verweist auf beide Zahlen 37 und 60 Millionen
vabanque - am Donnerstag, 23. Februar 2006, 08:56 - Rubrik: Millionencoup
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titelt die österreichische Kronenzeitung (23.2.2006) anlässlich eines neuerlichen Millionencoups auf der Insel.
"Spiegel Online" (22.2. 2006) bringt es auf den Punkt:
"Es ist eine schier unglaubliche Summe: Unbekannte haben bei einem Überfall auf ein Sicherheitsunternehmen in Südengland rund 25 Millionen britische Pfund in bar erbeutet. Die Männer sind auf der Flucht."
Na wenn das nicht wieder "filmreif" war und die Phantasien von Millionen anheizt?
Englische Bankräuber erbeuten 36 Millionen Euro
In Südengland haben Räuber von einer Sicherheitsfirma 25 Millionen Pfund (36,6 Mio. Euro) erbeutet. Ein Sprecher der Bank of England sagte am Mittwoch, das Geld sei in der vergangenen Nacht in Tonbridge in Kent geraubt worden. Die Polizei erklärte, an dem Raub seien mindestens sechs Männer beteiligt gewesen.
Sie hätten 15 Mitarbeiter der Sicherheitsfirma in ihre Gewalt gebracht und gefesselt. Die Räuber hätten sich mehr als eine Stunde in dem Gebäude aufgehalten.
Na, nach den Belfaster Erfahrungen werden sie wohl erstmals im Umfeld der Firma ermitteln, wo denn der Tipgeber stecken könnte.
Laut n-tv (22.2. 2006):
"Als Polizisten verkleidete Räuber haben in England umgerechnet mehr als 37 Millionen Euro (25 Millionen Pfund) Bargeld erbeutet. Die sechs bewaffneten Männer überfielen ein Depot für Wertgegenstände der Firma Securitas in der südostenglischen Grafschaft Kent, meldete der Sender BBC am Mittwochabend."
"Der Raub war offensichtlich sorgfältig geplant: Gestern Abend hätten als Polizisten getarnte Mitglieder der Bande den Manager des Unternehmens entführt, berichtet die BBC. Sie hätten diesen bei einer angeblichen Fahrzeugkontrolle in ihren Wagen gebeten, ihn mit Handschellen gefesselt und zum Umsteigen in einen weißen Kleinbus gezwungen. " (Spiegel Online)
Die Täter stellten zunächst bereits am Dienstagabend den Direktor des Securitas-Depots in dessen Wagen und entführten kurz darauf die Frau und das Kind des Mannes. Mit den Schlüsseln des Direktors, dessen Familie als Geiseln gehalten wurde, verschafften sie sich dann Zugang zu dem Sicherheitslagerhaus, wo sie 15 Mitarbeiter fesselten. "Dies war ganz klar ein von langer Hand geplanter Raub", erklärte Polizeisprecher Paul Gladstone. Niemand sei von den Räubern verletzt worden. Mitarbeiter des Lagers hätten sich später befreien und den Alarm auslösen können. " n-tv (22.2. 2006)
Noch mehr als in Belfast?
Medienberichten zufolge könnte sich die Beute sogar auf bis zu 40 Millionen Pfund (58,5 Mio. Euro) belaufen. In diesem Fall wäre der Überfall der größte Gelddiebstahl in der Geschichte Großbritanniens. Im Dezember 2004 waren bei dem bisher größten Bankraub in Großbritannien in einer Bank in Belfast 26,5 Millionen Pfund (38,8 Mio. Euro) gestohlen worden. (Kronenzeitung)
In der Tat "ein nettes Sümmchen" wie die Kronenzeitung sich ausdrückte .
"Spiegel Online" (22.2. 2006) bringt es auf den Punkt:
"Es ist eine schier unglaubliche Summe: Unbekannte haben bei einem Überfall auf ein Sicherheitsunternehmen in Südengland rund 25 Millionen britische Pfund in bar erbeutet. Die Männer sind auf der Flucht."
Na wenn das nicht wieder "filmreif" war und die Phantasien von Millionen anheizt?
Englische Bankräuber erbeuten 36 Millionen Euro
In Südengland haben Räuber von einer Sicherheitsfirma 25 Millionen Pfund (36,6 Mio. Euro) erbeutet. Ein Sprecher der Bank of England sagte am Mittwoch, das Geld sei in der vergangenen Nacht in Tonbridge in Kent geraubt worden. Die Polizei erklärte, an dem Raub seien mindestens sechs Männer beteiligt gewesen.
Sie hätten 15 Mitarbeiter der Sicherheitsfirma in ihre Gewalt gebracht und gefesselt. Die Räuber hätten sich mehr als eine Stunde in dem Gebäude aufgehalten.
Na, nach den Belfaster Erfahrungen werden sie wohl erstmals im Umfeld der Firma ermitteln, wo denn der Tipgeber stecken könnte.
Laut n-tv (22.2. 2006):
"Als Polizisten verkleidete Räuber haben in England umgerechnet mehr als 37 Millionen Euro (25 Millionen Pfund) Bargeld erbeutet. Die sechs bewaffneten Männer überfielen ein Depot für Wertgegenstände der Firma Securitas in der südostenglischen Grafschaft Kent, meldete der Sender BBC am Mittwochabend."
"Der Raub war offensichtlich sorgfältig geplant: Gestern Abend hätten als Polizisten getarnte Mitglieder der Bande den Manager des Unternehmens entführt, berichtet die BBC. Sie hätten diesen bei einer angeblichen Fahrzeugkontrolle in ihren Wagen gebeten, ihn mit Handschellen gefesselt und zum Umsteigen in einen weißen Kleinbus gezwungen. " (Spiegel Online)
1: Security depot manager abducted near Stockbury
2: The man's wife and young son are taken from their home in the Herne Bay area
3: Armed and masked robbers raid the depot in Tonbridge
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Die Täter stellten zunächst bereits am Dienstagabend den Direktor des Securitas-Depots in dessen Wagen und entführten kurz darauf die Frau und das Kind des Mannes. Mit den Schlüsseln des Direktors, dessen Familie als Geiseln gehalten wurde, verschafften sie sich dann Zugang zu dem Sicherheitslagerhaus, wo sie 15 Mitarbeiter fesselten. "Dies war ganz klar ein von langer Hand geplanter Raub", erklärte Polizeisprecher Paul Gladstone. Niemand sei von den Räubern verletzt worden. Mitarbeiter des Lagers hätten sich später befreien und den Alarm auslösen können. " n-tv (22.2. 2006)
Noch mehr als in Belfast?
Medienberichten zufolge könnte sich die Beute sogar auf bis zu 40 Millionen Pfund (58,5 Mio. Euro) belaufen. In diesem Fall wäre der Überfall der größte Gelddiebstahl in der Geschichte Großbritanniens. Im Dezember 2004 waren bei dem bisher größten Bankraub in Großbritannien in einer Bank in Belfast 26,5 Millionen Pfund (38,8 Mio. Euro) gestohlen worden. (Kronenzeitung)
In der Tat "ein nettes Sümmchen" wie die Kronenzeitung sich ausdrückte .
sparkassenkunde - am Mittwoch, 22. Februar 2006, 23:34 - Rubrik: Millionencoup
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Es wurde in diesem Blog sich ab und an schon mal über die Formulierung "filmreif" bei der medialen Beschreibung von Banküberfällen mokiert ("Bankraub wie im Kino"). In solchen Formulierungen zeigt sich, wie die 'Fiktion' die 'Wirklichkeit' vor sich herzutreiben vermag. Es ist schließlich eine der Quintessenzen von Vabanque, dass das Publikum den Bankraub mit Stil und Format fordere. Nicole Halbapfel, Bloggerin in Diensten der Süddeutschen Zeitung, reklamiert nun gleichernmaßen "Bitte keine Tränen - Wahre Gauner essen keine Kuchen". Zunächst lässt sie sich über die "guten Bösen" und "großartige Banditen", die ihrer Ansicht nach "nicht nur im Film existieren" (Als Beispiel führt sie den Hochstapler und Ausbrecher Juan Carlos Guzman - "von Beruf Gentleman-Räuber" - an, wobei Guzman eben kein Räuber, sondern Hochstapler, Einbrecher oder Dieb ist - aber so Details sind hier nicht wirklich wichtig). Unsere "Trabantin" macht durch ihr apologetisches Bekenntnis zu "Butch Cassidy and The Sundance Kid – Zwei Banditen" (USA 1968) unzweifelhaft klar, was sie von den Bankräubern erwartet: Stil und Eleganz ("Manos arriba. Esto es un robbo") und keinesfalls irgendwelches Gejammere aus der 'sozialen Hängematte':
"(...) Denn neuerdings mehren sich die Zeichen einer neuen Weinerlichkeit unter den echten Räubern"
Dann führt sie uns zwei Exemplare aus dieser schnöden 'Wirklichkeit ' vor und fordert auch noch das Verlieren mit Stil ("Verlieren können, gehört zum Job."). Tja, das Publikum weiss inzwischen was die 'Wirklichkeit' ihnen schuldig ist :
"Dass jedoch wahre Helden nie von der Leinwand ins wirkliche Leben wechseln dürfen, hat leider der - ansonsten unbenommen wunderbare - Schriftsteller Bruce Chatwin bewiesen. Mit seinen Recherchen hat er das grandiose Finale in dem Film "Butch Cassidy und the Sundance Kid" zerstört.
Auf Zelluloid sterben die beiden Helden, aber die Wirklichkeit ist angeblich wesentlich profaner. Chatwin hat Cassidys Schwester getroffen. Sie schwört, dass er in hohem Alter in den Kreis der Familie zurückgekehrt ist - und dort Blaubeertorte verzehrt hat.
Das kann doch nicht wahr sein!"
Genau. Denn wer schützt unsere Fiktion sonst vor der schnöden 'Wirklichkeit'. Und ich kann mir jezt überlegen, wie ich diesen Eintrag kategorisiere: Bankraub in Film und Fernsehen, Populäre Kultur oder Volksglaube?
Da zu sehr diesen Sozialklimbim betonen würde, um den es gerade nicht geht, diversifizieren wir weiter: "Stil und Etikette"
"(...) Denn neuerdings mehren sich die Zeichen einer neuen Weinerlichkeit unter den echten Räubern"
Dann führt sie uns zwei Exemplare aus dieser schnöden 'Wirklichkeit ' vor und fordert auch noch das Verlieren mit Stil ("Verlieren können, gehört zum Job."). Tja, das Publikum weiss inzwischen was die 'Wirklichkeit' ihnen schuldig ist :
"Dass jedoch wahre Helden nie von der Leinwand ins wirkliche Leben wechseln dürfen, hat leider der - ansonsten unbenommen wunderbare - Schriftsteller Bruce Chatwin bewiesen. Mit seinen Recherchen hat er das grandiose Finale in dem Film "Butch Cassidy und the Sundance Kid" zerstört.
Auf Zelluloid sterben die beiden Helden, aber die Wirklichkeit ist angeblich wesentlich profaner. Chatwin hat Cassidys Schwester getroffen. Sie schwört, dass er in hohem Alter in den Kreis der Familie zurückgekehrt ist - und dort Blaubeertorte verzehrt hat.
Das kann doch nicht wahr sein!"
Genau. Denn wer schützt unsere Fiktion sonst vor der schnöden 'Wirklichkeit'. Und ich kann mir jezt überlegen, wie ich diesen Eintrag kategorisiere: Bankraub in Film und Fernsehen, Populäre Kultur oder Volksglaube?
Da zu sehr diesen Sozialklimbim betonen würde, um den es gerade nicht geht, diversifizieren wir weiter: "Stil und Etikette"
sparkassenkunde - am Mittwoch, 22. Februar 2006, 09:17 - Rubrik: StilUndEtikette
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In Österreich wird Anfang März der Dokumentarfilm "BASED ON A TRUE STORY" von Walter Stokman (NL, 2004, 75 min) in verschiedenen Lichtspieltheatern gezeigt.
Um was es geht entnehmen wir der Docuzone-Webpage:
BASED ON A TRUE STORY ist ein spannender und überraschend komischer Dokumentarfilm über einen packenden Vorfall, der nach mehr als 30 Jahren betrachtet wird: An einem heißen Nachmittag im August 1972 überfällt John Wojtowicz eine Filiale der Chase Manhatten Bank in Brooklyn.
Vom raschen Polizeieinsatz in die Enge getrieben, nimmt Wojtowicz acht Geißeln. Als er bekannt macht, dass er die Bank überfällt, um seinem Geliebten die Geschlechtsangleichungs-Operation zu finanzieren, gerät eine Öffentlichkeits-Lawine ins Rollen: Medien, Kameras, hunderte ZuschauerInnen und ein massives Polizeiaufgebot machen Wojtowicz zum Stadtgespräch und zum Star vom Live-TV.
Der Überfall wird eine 14-stündige Belagerung und zum dramatischen Spektakel, das Sidney Lumet zum 1975 gedrehten Spielfilm „Dog Day Afternoon“ inspiriert.
FBI Agenten, die Polizei, AugenzeugInnen und John Wojtowicz berichten ihre Erinnerungen. Newsreels von 1972 und Filmausschnitte aus „Dog Day Afternoon“ mit Al Pacino in der Hauptrolle zeigen unterschiedliche mediale Perspektiven. Eine facettenreiche Erzählung bildet sich ab, aus möglichen Fakten und starken Gefühlen.
WALTER STOKMAN (1966), Fotografie- und Filmausbildung in den Niederlanden. Befasst sich als Dokumentarfilmemacher mit Themen, die unterschiedliche Aspekte von Medien und Öffentlichkeit beinhalten: 1994 zeigt er den amerikanischen Funk Pop Star der 70er Jahre Sly Stone in einem Roadmovie, 2003 portraitiert er User aus einem Selbstmordforum im Netz.
Pressevorführungen
Wien, Top Kino: Montag, 27.2., 14:00
Salzburg, Elmo Kino: Mittwoch, 01.3., 10:00
Kinostart ab 1.Mrz.
Wien TOP Kino
01. Mrz 19.00 / 02.-03. u 05.-09. 19.00
Graz Rechbauer Kino
01. Mrz 19:00 / 03.- 09. 16:00
Schubert Kino
01. Mrz 20.00 /02. 18.00
Eisenstadt Stadtkino
01. Mrz 20:15 / 08. 20:15
Dornbirn Spielboden
01. Mrz 20.30 / 08. 20.30
Salzburg Elmo Kino
03. Mrz 20.00 / 10.,17.,24.,31. 20.00
Krems Filmgalerie
01. Mrz 19.00 / keine weiteren Termine
Lambach Lichtspieltheater
01. Mrz 18:30,20.00 / 08. 18.30,20.00
Um was es geht entnehmen wir der Docuzone-Webpage:
BASED ON A TRUE STORY ist ein spannender und überraschend komischer Dokumentarfilm über einen packenden Vorfall, der nach mehr als 30 Jahren betrachtet wird: An einem heißen Nachmittag im August 1972 überfällt John Wojtowicz eine Filiale der Chase Manhatten Bank in Brooklyn.
Vom raschen Polizeieinsatz in die Enge getrieben, nimmt Wojtowicz acht Geißeln. Als er bekannt macht, dass er die Bank überfällt, um seinem Geliebten die Geschlechtsangleichungs-Operation zu finanzieren, gerät eine Öffentlichkeits-Lawine ins Rollen: Medien, Kameras, hunderte ZuschauerInnen und ein massives Polizeiaufgebot machen Wojtowicz zum Stadtgespräch und zum Star vom Live-TV.Der Überfall wird eine 14-stündige Belagerung und zum dramatischen Spektakel, das Sidney Lumet zum 1975 gedrehten Spielfilm „Dog Day Afternoon“ inspiriert.
FBI Agenten, die Polizei, AugenzeugInnen und John Wojtowicz berichten ihre Erinnerungen. Newsreels von 1972 und Filmausschnitte aus „Dog Day Afternoon“ mit Al Pacino in der Hauptrolle zeigen unterschiedliche mediale Perspektiven. Eine facettenreiche Erzählung bildet sich ab, aus möglichen Fakten und starken Gefühlen.
WALTER STOKMAN (1966), Fotografie- und Filmausbildung in den Niederlanden. Befasst sich als Dokumentarfilmemacher mit Themen, die unterschiedliche Aspekte von Medien und Öffentlichkeit beinhalten: 1994 zeigt er den amerikanischen Funk Pop Star der 70er Jahre Sly Stone in einem Roadmovie, 2003 portraitiert er User aus einem Selbstmordforum im Netz.
Pressevorführungen
Wien, Top Kino: Montag, 27.2., 14:00
Salzburg, Elmo Kino: Mittwoch, 01.3., 10:00
Kinostart ab 1.Mrz.
Wien TOP Kino
01. Mrz 19.00 / 02.-03. u 05.-09. 19.00
Graz Rechbauer Kino
01. Mrz 19:00 / 03.- 09. 16:00
Schubert Kino
01. Mrz 20.00 /02. 18.00
Eisenstadt Stadtkino
01. Mrz 20:15 / 08. 20:15
Dornbirn Spielboden
01. Mrz 20.30 / 08. 20.30
Salzburg Elmo Kino
03. Mrz 20.00 / 10.,17.,24.,31. 20.00
Krems Filmgalerie
01. Mrz 19.00 / keine weiteren Termine
Lambach Lichtspieltheater
01. Mrz 18:30,20.00 / 08. 18.30,20.00
vabanque - am Mittwoch, 22. Februar 2006, 00:00 - Rubrik: Bankraub-Dokus - Themenabende usw.
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Beim Kauf eines Honda Handy-Stromerzeugers erhalten Sie bei teilnehmenden Händlern einen Tankgutschein bis 100€*!
so bewirbt Honda, seinen beninzbetriebenen Stromerzeuger und erläutert die hier zu sehenden Abbildung mit:
"Leiser als die Polizei erlaubt"
"Der Honda EU 20i, ein superleichter Stromerzeuger mit 2 kVA Spitzenleistung und bis zu 50% leichter als herkömmliche gekapselte Geräte. Also die ideale Stromquelle - auch für besonders sensible Anwendungsbereiche. Der Honda EU 20i bietet außerdem bis zu 10,5 Stunden Laufzeit mit einer Tankfüllung."
*Bei teilnehmenden Händlern bis zum 30.07.05 Höhe des Tankgutscheines modellabhängig.
Na logo!
so bewirbt Honda, seinen beninzbetriebenen Stromerzeuger und erläutert die hier zu sehenden Abbildung mit:
"Leiser als die Polizei erlaubt"
"Der Honda EU 20i, ein superleichter Stromerzeuger mit 2 kVA Spitzenleistung und bis zu 50% leichter als herkömmliche gekapselte Geräte. Also die ideale Stromquelle - auch für besonders sensible Anwendungsbereiche. Der Honda EU 20i bietet außerdem bis zu 10,5 Stunden Laufzeit mit einer Tankfüllung."
*Bei teilnehmenden Händlern bis zum 30.07.05 Höhe des Tankgutscheines modellabhängig.
Na logo!
vabanque - am Dienstag, 21. Februar 2006, 12:12 - Rubrik: Werbung
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Im Berliner Lokalteil der taz (21.2. 2006) findet sich ein kurzer Text zur Verurteilung derjenigen 70jährigen Dame, die sich unlängst zu einem Banküberfall hinreißen ließ. Abgesehen mal davon, dass sich auch die taz an diesem Exotismus-Trip der übrigen Medien beteiligt, ist der folgende Text immerhin informativ, da er nochmals ein paar Fakten auf den Punkt bringt:
BANKRAUB GILT ALS MÄNNERDELIKT
Frau, 70 Jahre alt und dazu noch Alleintäterin - der Fall der Bankräuberin Regina L. ist in jeder Hinsicht besonders. Bankraub ist ein Männerdelikt. Wenn Frauen beteiligt sind, dann allenfalls als Mitläuferinnen. Und Bankräuber sind eher jung an Jahren, weil es von Vorteil ist, schnell rennen zu können. "Das eine 70-Jährige allein eine Bank überfällt, ist sehr, sehr ungewöhnlich", sagt der Leiter des Dezernats für Raubtaten im Landeskriminalamt, Manfred Schmandra.
Die meisten Überfälle erfolgen mit dem Auto.
"Die Zahl der Überfälle auf Banken, wozu auch Geld- und Postinstitute gehören, geht in Berlin seit Jahren kontinuierlich zurück. 2005 ist mit 15 Taten der absolute Tiefstand seit der Wende verzeichnet worden. Die hohen Sicherheitsvorkehrungen, die Einführung der automatischen Kassentresore und Geldautomaten lassen den Bankraub zu einem aussterbenden Gewerbe werden. "Es lohnt sich nicht mehr", sagt Schmandra. 1993 wurden noch 123 Taten registriert. Seither geht die Zahl stetig zurück. 2001 waren es nur noch 23 Taten. 2002 allerdings, als der Euro in Umlauf kam, ging die Kurve noch einmal steil nach oben - fast so, als sei in Ganovenkreisen auf die Geldumstellung gewartet worden.
Warten wir es einmal ab. In der Regel folgt die Entwicklung ähnlich wie die Rüstungsspirale. Aber weniger die Sicherheitsmaßnahmen, als vielmehr die zunehmende Tendenz zum bargeldlosen Verkehr dürften dem fordistischen Bankraub auf Dauer den Boden entziehen.
BANKRAUB GILT ALS MÄNNERDELIKT
Frau, 70 Jahre alt und dazu noch Alleintäterin - der Fall der Bankräuberin Regina L. ist in jeder Hinsicht besonders. Bankraub ist ein Männerdelikt. Wenn Frauen beteiligt sind, dann allenfalls als Mitläuferinnen. Und Bankräuber sind eher jung an Jahren, weil es von Vorteil ist, schnell rennen zu können. "Das eine 70-Jährige allein eine Bank überfällt, ist sehr, sehr ungewöhnlich", sagt der Leiter des Dezernats für Raubtaten im Landeskriminalamt, Manfred Schmandra.
Die meisten Überfälle erfolgen mit dem Auto.
"Die Zahl der Überfälle auf Banken, wozu auch Geld- und Postinstitute gehören, geht in Berlin seit Jahren kontinuierlich zurück. 2005 ist mit 15 Taten der absolute Tiefstand seit der Wende verzeichnet worden. Die hohen Sicherheitsvorkehrungen, die Einführung der automatischen Kassentresore und Geldautomaten lassen den Bankraub zu einem aussterbenden Gewerbe werden. "Es lohnt sich nicht mehr", sagt Schmandra. 1993 wurden noch 123 Taten registriert. Seither geht die Zahl stetig zurück. 2001 waren es nur noch 23 Taten. 2002 allerdings, als der Euro in Umlauf kam, ging die Kurve noch einmal steil nach oben - fast so, als sei in Ganovenkreisen auf die Geldumstellung gewartet worden.
Warten wir es einmal ab. In der Regel folgt die Entwicklung ähnlich wie die Rüstungsspirale. Aber weniger die Sicherheitsmaßnahmen, als vielmehr die zunehmende Tendenz zum bargeldlosen Verkehr dürften dem fordistischen Bankraub auf Dauer den Boden entziehen.
contributor - am Dienstag, 21. Februar 2006, 11:42 - Rubrik: Bankraub-Trends
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Gefunden im Katalog zur Frankfurter Ausstellung:
PLAYMOBIL®, 3136 Polizei SuperSet Spurensicherung,
UVP* EUR 15,99
beim Ottoversand nur EUR 14,99
Sie sparen EUR 1,00 (6%)
Mit Knetgummi für echte Spuren sowie Versteckmöglichkeiten für Gangster und Beute.
Such, Rex, such! Der Polizist ist mit seinem vierbeinigen Kollegen, dem Schäferhund, dem Bankräuber dicht auf den Fersen. Da, der Gangster hat auf der Flucht richtige Fußspuren auf dem Weg hinterlassen. Und hier, hinter dem Busch entdeckt der Hund eine Waffe, die der Ganove auf der Flucht in der Eile verloren hat!
Schnell sichert der Polizist die Fundstellen mit den mitgebrachten Markierungsschildern. Aufgepasst, hinter den Bäumen bewegt sich etwas! Tatsächlich, der Räuber hat sich dort unter den Felsen versteckt. Polizei, kommen Sie mit erhobenen Händen heraus! Puh, das ist noch einmal gutgegangen. Und die Beute, einen großen Koffer voller Geldbündel, konnte auch sichergestellt werden.
Nicht für Kinder unter 3 Jahren geeignet (enthält verschluckbare Kleinteile)!
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Such, Rex, such! Der Polizist ist mit seinem vierbeinigen Kollegen, dem Schäferhund, dem Bankräuber dicht auf den Fersen. Da, der Gangster hat auf der Flucht richtige Fußspuren auf dem Weg hinterlassen. Und hier, hinter dem Busch entdeckt der Hund eine Waffe, die der Ganove auf der Flucht in der Eile verloren hat!
Schnell sichert der Polizist die Fundstellen mit den mitgebrachten Markierungsschildern. Aufgepasst, hinter den Bäumen bewegt sich etwas! Tatsächlich, der Räuber hat sich dort unter den Felsen versteckt. Polizei, kommen Sie mit erhobenen Händen heraus! Puh, das ist noch einmal gutgegangen. Und die Beute, einen großen Koffer voller Geldbündel, konnte auch sichergestellt werden.
Nicht für Kinder unter 3 Jahren geeignet (enthält verschluckbare Kleinteile)!
sparkassenkunde - am Dienstag, 21. Februar 2006, 11:23 - Rubrik: Spielzeug
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Es gibt zur Frankfurter Ausstellung im Museum für Kommunikation auch einen Katalog (erschienen bei Edition Braus):
Der Teaser-Text des Verlages:

Geld oder Leben! Vom Postkutschenüberfall zum virtuellen Datenraub
Diebstahl und Raub gehören als unausrottbare Delikte seit alters her zur Menschheitsgechichte. Doch haben sie sich unter dem Vorzeichen zivilisatorischen Fortschritts gründlich verändert. Waren früher Postkutschen und seit dem 19. Jahrhundert Eisenbahnen das Ziel meist organisierter Raubzüge, so sind es heute die Banken selbst, die als Tatort für Schlagzeilen sorgen. Daneben bringt - noch weitgehend unbeachtet - das elektronische Zeitalter den "virtuellen Überfall" hervor, der nicht zuletzt Fragen der Netzsicherheit aufwirft. Postkutsche und Datennetz bilden die Eckpfeiler dieses breit gefächerten Katalogbandes, der die Kriminalgeschichte des Postraubes aufarbeitet und neben der Dokumentation einzelner Exponate, einschlägige Fachbeiträge enthält, etwa zu den Themen Postkutschenüberfall, Bankraub oder Datenklau.
Museum für Kommunikation, Frankfurt (Hg.): Geld oder Leben! Vom Postkutschenüberfall zum virtuellen Datenraub.
Mit Texten von: Margret Baumann, Klaus Beyrer, Carl Franz, Dorothea Friedrich, Lothar Fritsch, Helmut Gold, Peter W. Jansen, Thomas Krause, Christian Lüdke, Michael North, Gaby Sonnabend, Friedrich Schiller, Michael Schmidt, Johann Gottlob Schulz, Milos Vec, Eva Wiebel
Bibliographische Angaben:
160 Seiten, 210 x 275 mm, 400 Bilder, Hardcover
ISBN 3-89904-210-7, EUR 34.80, SFr 57.50
By the way, im Museum kostet der Spaß nur 14.80 EUR
Der Teaser-Text des Verlages:

Geld oder Leben! Vom Postkutschenüberfall zum virtuellen Datenraub
Diebstahl und Raub gehören als unausrottbare Delikte seit alters her zur Menschheitsgechichte. Doch haben sie sich unter dem Vorzeichen zivilisatorischen Fortschritts gründlich verändert. Waren früher Postkutschen und seit dem 19. Jahrhundert Eisenbahnen das Ziel meist organisierter Raubzüge, so sind es heute die Banken selbst, die als Tatort für Schlagzeilen sorgen. Daneben bringt - noch weitgehend unbeachtet - das elektronische Zeitalter den "virtuellen Überfall" hervor, der nicht zuletzt Fragen der Netzsicherheit aufwirft. Postkutsche und Datennetz bilden die Eckpfeiler dieses breit gefächerten Katalogbandes, der die Kriminalgeschichte des Postraubes aufarbeitet und neben der Dokumentation einzelner Exponate, einschlägige Fachbeiträge enthält, etwa zu den Themen Postkutschenüberfall, Bankraub oder Datenklau.
Museum für Kommunikation, Frankfurt (Hg.): Geld oder Leben! Vom Postkutschenüberfall zum virtuellen Datenraub.
Mit Texten von: Margret Baumann, Klaus Beyrer, Carl Franz, Dorothea Friedrich, Lothar Fritsch, Helmut Gold, Peter W. Jansen, Thomas Krause, Christian Lüdke, Michael North, Gaby Sonnabend, Friedrich Schiller, Michael Schmidt, Johann Gottlob Schulz, Milos Vec, Eva Wiebel
Bibliographische Angaben:
160 Seiten, 210 x 275 mm, 400 Bilder, Hardcover
ISBN 3-89904-210-7, EUR 34.80, SFr 57.50
By the way, im Museum kostet der Spaß nur 14.80 EUR
vabanque - am Samstag, 18. Februar 2006, 17:20 - Rubrik: Bibliographie der Volkskunde des Bankraubs
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"Wege aus dem Emmental"
Das Kulturmuster des Vereinsfestes samt entsprechenden musikalischen Darbietungen und dem Höhepunkt des Festes, eine Laientheater-Aufführung, lässt sich wieder einmal studieren am Beispiel des Emmentals bzw. Entlebuch. Die "WOCHEN-ZEITUNG FÜR DAS EMMENTAL UND ENTLEBUCH" (17.2. 2006) lässt uns worldwide teilhaben am Auftritt der örtlichen Gesangsvereine samt Theatergruppe:
OBERTHAL: Ein fideles Gaunertrio am Werk
Die Gesangsvereine Oberthal hatten zum jährlichen Konzert und Theater in den Saal der Wirtschaft Eintracht eingeladen. Die Theatergruppe spielte den amüsanten Dreiakter «Glehrt isch glehrt» von Gottfried Schenk. "
Die Horizonterweiterung des Dorflebens ist ein roter Faden dörflicher Kultur:
"Das Liederprogramm der Gesangsvereine Oberthal stand unter dem Motto «Us em Rucksack». Der Frauenchor, unter der Leitung von Karin Wolf, nahm die Zuhörer auf eine musikalische Wanderung mit. Zu jedem Ausflug gehört auch eine Erholungspause, und so bot der Männerchor mit zwei Trinkliedern die entsprechende Erfrischung an. Anschliessend ging es nach Amerika: Mit dem Medley «Golden Western Songs» zauberten die Frauen Westernstimmung in den Saal. Begleitet wurden sie von Banjo und Gitarre. Mittlerweilen hatten sich die Männer gestärkt und nahmen ihrerseits, unter Leitung von Rita Degiacomi, die Wanderung mit dem «Lied eines fahrenden Schülers» und hervorragend interpretierten «La Montanara» wieder auf. Den Abschluss des Konzerts machte der Gemischte Chor mit den Liedern «Jetzt reisen wir zum Tor hinaus» und «Londonderry Air»."
Na und von Londonderry ist es auch nicht so weit nach Belfast:
Nach der Pause waren die Schauspielrinnen und Schauspieler bereit für den Schwank «Glehrt isch glehrt» oder «Wie man eine Australienreise finanziert». Was macht ein pensionierter Zimmermeister, dem es langweilig ist und der nicht immer nur mit seinem Hund «Bobeli» spielen will? Er erinnert sich, zusammen mit einer Schulkameradin und einem Schulkameraden an die Jugendzeit zurück, an die vielen gemeinsamen Streiche. Und da war ja auch noch der Traum des Trios, einmal Ferien in Australien zu machen. Aber woher das Geld nehmen? Schliesslich wird die abenteuerlichste Variante der Geldbeschaffung gewählt: ein Banküberfall. Mit Fantasie und Unverfrorenheit wird dieses Vorhaben, unter Vortäuschung eines Brandes, vorläufig erfolgreich durchgeführt. Am Schluss sind es zwar nicht die erbeuteten drei Millionen, aber Otto hat sich genügend Geld unter den Nagel gerissen, um die Reise nach Australien zu finanzieren. Das Ensemble bot dem Publikum einen vergnüglichen Theatergenuss."
Das glauben wir auf's Wort, schließlich ermöglich das Theaterspielen den Laienschauspielern in andere Rollen zu schlüpfen und aus derm jeweiligen Alltag auszubrechen. Und wenn man die Kerle dann auch noch kennt, dann hat auch das Publikum seinen Spaß. Der Spaß hört aber da auf, wenn wir berücksichtigen, dass Bankraub immer mehr zu einem ländlichen Delikt wird (wegen geringerer Polizeidichte). Hier wäre doch auch mal nach der Nachahmungsgefahr zu fragen, zumal der überwiegende Teil der heutigen Bankräubersippschaft aus Laien besteht, die zuvor noch nie kriminell aufgefallen sind. ;-)
"Die letzten Vorstellungen: Freitag, 17. Februar (nur Theater) und Samstag, 18. Februar, je 20 Uhr in der Eintracht Oberthal."
Das Kulturmuster des Vereinsfestes samt entsprechenden musikalischen Darbietungen und dem Höhepunkt des Festes, eine Laientheater-Aufführung, lässt sich wieder einmal studieren am Beispiel des Emmentals bzw. Entlebuch. Die "WOCHEN-ZEITUNG FÜR DAS EMMENTAL UND ENTLEBUCH" (17.2. 2006) lässt uns worldwide teilhaben am Auftritt der örtlichen Gesangsvereine samt Theatergruppe:
OBERTHAL: Ein fideles Gaunertrio am Werk
Die Gesangsvereine Oberthal hatten zum jährlichen Konzert und Theater in den Saal der Wirtschaft Eintracht eingeladen. Die Theatergruppe spielte den amüsanten Dreiakter «Glehrt isch glehrt» von Gottfried Schenk. "
Die Horizonterweiterung des Dorflebens ist ein roter Faden dörflicher Kultur:
"Das Liederprogramm der Gesangsvereine Oberthal stand unter dem Motto «Us em Rucksack». Der Frauenchor, unter der Leitung von Karin Wolf, nahm die Zuhörer auf eine musikalische Wanderung mit. Zu jedem Ausflug gehört auch eine Erholungspause, und so bot der Männerchor mit zwei Trinkliedern die entsprechende Erfrischung an. Anschliessend ging es nach Amerika: Mit dem Medley «Golden Western Songs» zauberten die Frauen Westernstimmung in den Saal. Begleitet wurden sie von Banjo und Gitarre. Mittlerweilen hatten sich die Männer gestärkt und nahmen ihrerseits, unter Leitung von Rita Degiacomi, die Wanderung mit dem «Lied eines fahrenden Schülers» und hervorragend interpretierten «La Montanara» wieder auf. Den Abschluss des Konzerts machte der Gemischte Chor mit den Liedern «Jetzt reisen wir zum Tor hinaus» und «Londonderry Air»."
Na und von Londonderry ist es auch nicht so weit nach Belfast:
Nach der Pause waren die Schauspielrinnen und Schauspieler bereit für den Schwank «Glehrt isch glehrt» oder «Wie man eine Australienreise finanziert». Was macht ein pensionierter Zimmermeister, dem es langweilig ist und der nicht immer nur mit seinem Hund «Bobeli» spielen will? Er erinnert sich, zusammen mit einer Schulkameradin und einem Schulkameraden an die Jugendzeit zurück, an die vielen gemeinsamen Streiche. Und da war ja auch noch der Traum des Trios, einmal Ferien in Australien zu machen. Aber woher das Geld nehmen? Schliesslich wird die abenteuerlichste Variante der Geldbeschaffung gewählt: ein Banküberfall. Mit Fantasie und Unverfrorenheit wird dieses Vorhaben, unter Vortäuschung eines Brandes, vorläufig erfolgreich durchgeführt. Am Schluss sind es zwar nicht die erbeuteten drei Millionen, aber Otto hat sich genügend Geld unter den Nagel gerissen, um die Reise nach Australien zu finanzieren. Das Ensemble bot dem Publikum einen vergnüglichen Theatergenuss."
Das glauben wir auf's Wort, schließlich ermöglich das Theaterspielen den Laienschauspielern in andere Rollen zu schlüpfen und aus derm jeweiligen Alltag auszubrechen. Und wenn man die Kerle dann auch noch kennt, dann hat auch das Publikum seinen Spaß. Der Spaß hört aber da auf, wenn wir berücksichtigen, dass Bankraub immer mehr zu einem ländlichen Delikt wird (wegen geringerer Polizeidichte). Hier wäre doch auch mal nach der Nachahmungsgefahr zu fragen, zumal der überwiegende Teil der heutigen Bankräubersippschaft aus Laien besteht, die zuvor noch nie kriminell aufgefallen sind. ;-)
"Die letzten Vorstellungen: Freitag, 17. Februar (nur Theater) und Samstag, 18. Februar, je 20 Uhr in der Eintracht Oberthal."
sparkassenkunde - am Freitag, 17. Februar 2006, 18:16 - Rubrik: Theater
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nennt "Saarblogger" Andreas ("hard Bloggin Scientist") im Glückauf!-Weblog diese Veranstaltung hier. Immerhin: eine nette und zutreffende Umschreibung.
Anlass ist unser Hinweis auf die um die Nigeria-Connection sich entwickelnde Populärkultur im gleichnamigen afrikanischen Land. Er verweist zugleich auf die Versuche hierzulande und andernorts die "Nigeria-Spammer" lächerlich zu machen. Genau deshalb wurde hier darüber berichtet, wie sie sich in Nigeria mittels poplärer Kultur über diese dummen und geldgierigen Westler lustig machen.
Anlass ist unser Hinweis auf die um die Nigeria-Connection sich entwickelnde Populärkultur im gleichnamigen afrikanischen Land. Er verweist zugleich auf die Versuche hierzulande und andernorts die "Nigeria-Spammer" lächerlich zu machen. Genau deshalb wurde hier darüber berichtet, wie sie sich in Nigeria mittels poplärer Kultur über diese dummen und geldgierigen Westler lustig machen.
vabanque - am Freitag, 17. Februar 2006, 17:04 - Rubrik: Populaere Kultur Musik
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"Bankräuber, Einbrecher und andere Kriminelle – kaum ein Ganove kommt heute ohne Automobil aus. Ein Fleisch-Quartett der beliebtesten Fluchtautos."
"Auf der Flucht"
so führt das Wiener Fleischmagazin (an der Rechten Wienzeile beheimatet) im Juni 2005 ein Quartett ein, bei dem es die Kategorien Drogendelikte, Banküberfall, Schiesserei sowie Raub und Einbruch gibt.
Leider lassen sich die Karten hier nur unzureichend abbilden, aber sie sind wirklich sehr nett anzuschauen auf der Webseite der Zeitschrift, die es auch zu kaufen gibt.
Eine Frage an die Macher, in welcher Nummer der Printausgabe findet sich das hier?
"Auf der Flucht"
so führt das Wiener Fleischmagazin (an der Rechten Wienzeile beheimatet) im Juni 2005 ein Quartett ein, bei dem es die Kategorien Drogendelikte, Banküberfall, Schiesserei sowie Raub und Einbruch gibt.
Leider lassen sich die Karten hier nur unzureichend abbilden, aber sie sind wirklich sehr nett anzuschauen auf der Webseite der Zeitschrift, die es auch zu kaufen gibt.
Eine Frage an die Macher, in welcher Nummer der Printausgabe findet sich das hier?
sparkassenkunde - am Donnerstag, 16. Februar 2006, 19:21 - Rubrik: Fluchttechniken
Auf der Webseite des Deutschlandradios (Kultur: Fazit) findet sich ein Radiobeitrag zur Eröffnung der Frankfurter Ausstellung. Hier runterladen.
Der Beitrag vom 14.2. 2006 lässt sich aber auch einfach nachlesen. Nämlich hier:
Von Postkutschenräubern zu Internetbetrügern
Ausstellung "Geld oder Leben" zeigt Geschichte von Raub und Diebstahl
Von Gudula Geuther
"Mit einer Fülle von Exponaten zeigt das Frankfurter Museum für Kommunikation die Geschichte von Diebstahl und Räuberunwesen. Während sich die Methoden der Gangster im Lauf der Jahrhunderte änderten, blieb ihr Ziel stets das gleiche: Geld oder Leben. Den Internet-Kriminellen von heute geht es allerdings "nur" um ersteres.
Auf allzu genaue Darstellung martialischer Strafen verzichtet die Ausstellung. Auch das Original-Fallbeil, mit dem der Schinderhannes Johannes Bückler 1803 hingerichtet wurde, kommt ohne die Rekonstruktion einer Guillotine aus. Die Klanginstallation lässt allerdings genug erahnen. Und die Mauer aus Menschen, in schwarzen Umrissen um das Beil gruppiert, zwischen denen der Besucher hindurchgucken muss.
"Es war ein großes Spektakel, eine große Sensation, und um überhaupt zu sehen, was passiert, muss man sich erst mal zu den Pappfiguren stellen, die hier stehen, und muss denen erst mal über die Schulter schauen. Damit wird ein Stück weit dieser Voyeurismus erinnert, wie er damals möglicherweise auch schon vorhanden war. Wir sagen: Wir würden ja heute einer Hinrichtung niemals beiwohnen wollen. Vielleicht war das für die Menschen um 1800 noch ganz anders…"
So der Projektleiter Klaus Beyrer. Geändert haben sich vor allem die Taten selbst. Und so verändern sich auch die Exponate: Von Postkutschen zwischen Baumstämmen hin zu gesprengten Tresoren und ihren professionellen Knackern. Die - oft hochversiert - den Bankraub als Beruf sahen, sagt Gaby Sonnabend, die die Ausstellung mit erarbeitet hat.
"Die Banküberfälle haben sich zuerst in den USA entwickelt, schon Mitte des 19. Jahrhunderts, nach dem Ende des Bürgerkriegs, auch dadurch, dass Geldscheine immer stärker genutzt wurden. Also, man musste jetzt nicht mehr schwere Münzen rumschleppen, sondern es war auch einfach viel einfacher geworden, Banken zu überfallen und das Geld abzuschleppen. In Deutschland erst so ab den 20er Jahren richtig, mit der Etablierung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Richtig etabliert hat es sich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Und dann kamen auch die Tresorknacker zum Zuge."
In Deutschland allen voran die Brüder Sass, die den neuen Schneidbrenner mit so viel Erfolg einsetzten, dass sie 1929 aus der Stahlkammer der Berliner Disconto-Gesellschaft wahrscheinlich über zwei Millionen Reichsmark mitgehen ließen. Eine Tat, die ihnen lange nicht nachgewiesen werden konnte.
Mit welchen Mitteln die Polizei versuchte, Tätern auf die Spur zu kommen, zeigt ein nachgestelltes Atelier, in dem das standardisierte Verbrecherfoto entstehen sollte. Die Anleitung, wie die Körper von Tätern vermessen werden sollten, in der oft falschen Hoffnung, so jede Person klar identifizieren zu können - kurz bevor sich der Fingerabdruck durchsetzte. Oder ein Bausatz für Phantombilder, der lange Zeit keine weiblichen Gesichtszüge kannte.

"Eine Museumsmitarbeiterin hält eine alte Polizeiregistrierungsnummer hoch vor einem Foto einer fotografischen Registrierung."
"Die Frau als Täter ist schon mal gar nicht mit eingeplant gewesen. Diese Kartei, die stammt aus den 60er Jahren. Und man legt ein Männer-Phantombild, soweit das eben überhaupt möglich ist, und dann legt man 'ne Folie rüber. Und dann wird das mit weißem Stift ein bißchen retouchiert, dann werden noch Frauenhaare hingemalt und dann hat man schon die Täterin."
Tatsächlich begehen diese schweren Delikte wie Raubüberfälle selten Frauen.
"In den Banden des 18. Jahrhunderts war der Frauenanteil recht hoch - bis zu 40 Prozent. Wobei man dann auch unterscheiden muss: Waren das dann wirklich die Köpfe der Bande oder waren das halt die Frauen. Es gab wohl beides."
Umso häufiger sind Frauen unter den Opfern, als Kassiererinnen. Die Sicht der Bankangestellten bekommt der Besucher über Kopfhörer vermittelt. Anonym schildert eine Frau ihre Todesangst, ihren ersten Zusammenbruch und die Folgen fürs Leben.
"Ich bin erst mal noch bis Ende des Jahres ganz normal arbeiten gegangen, hab aber gemerkt, dass ich überhaupt nicht schlafen kann. Konnte auch nicht mehr in dem gemeinsamen Schlafzimmer mit meinem Partner schlafen. Ich hab immer im Wohnzimmer, auf der Couch - bis heute - geschlafen. Das war mir alles zu eng. Und da konnt ich halt auch nicht kontrollieren - diese Fenster. Vom Kopf her weiß ich, dass das Quatsch ist, aber ich hatte halt das Gefühl, der will mir was antun."
Ein Kontrast zur Verklärung von Raub und Räubern. Dargestellt durch Filme, wie die verschiedenen Schinderhannes-Varianten. Oder der Straßenfeger von 1966 "Die Gentlemen bitten zur Kasse" über den englischen Postzug-Raub. Exponate wie der erste nicht mehr anonyme Druck von Schillers "Räubern". "Bonnie und Clyde"-Plakate, Spielfiguren für den kindlichen Banküberfall zum Selbst-Nachspielen. Umso wichtiger ist Klaus Beyrer die Stimme der Opfer.
"Die Ausstellung kann sich einer gewissen Romantisierung der Räuber und Räuberbanden nicht entziehen. Und wenn man in der Ausstellung Filme zu sehen bekommt, wie beispielsweise 'Die Gentlemen bitten zur Kasse', dann entwickelt sich eine gewisse Sympathie für die Täter. Und dazu soll es ein deutliches Gegengewicht geben."
Profis sind Bankräuber heute kaum noch. Zu risikoreich sei das Geschäft, zu ausgeklügelt die Sicherungssysteme der Banken. Die Profis sitzen heute am Computer. Am Bildschirm lernt der Ausstellungsbesucher, welche E-Mails verdächtig sind, oder woran er gefälschte Internetauftritte seiner Bank erkennt.
Und er kann am Geldautomaten der Zukunft spielen. Entwickelt an der Fachhochschule Gießen unter Leitung von Michael Behrens.
"Wir denken, dass die Geldautomaten der Zukunft uns eben nicht mehr zwingen werden, den PIN-Code auswendig zu lernen. Neben dem Fingerabdruck könnte das zum Beispiel auch über eine Gesichtserkennung, über eine Kamera laufen, oder über eine Iris-Erkennung, das ist dieser farbige Teil rund um die Pupille."
Das Ende des Automatenbetruges - oder der Beginn eines neuen Wettlaufes.
"Die Geschichte zeigt: Sobald es eine neue Sicherungstechnik gibt, dann denken sich diejenigen, die ans Geld wollen, ja auch immer wieder was Neues aus. Also es ist ein ewiger Wettlauf und ich denk, das wird nicht der Schlußstein sein, der Geldautomat.""
Ad Romantisierung:
Immer wieder wird im Kontext der Beschäftigung mit dem Thema Raub und Bankraub betont, dass man sich gegen die Romantisierung von Bankraub wenden wollen. Sozusagen ein volkspädagogisches Programm. Dieses Anliegen formuliert auch Klaus Beyrer, Vizedirektor des Museum für Kommunikation. Ein hehres Ziel, aber von der Idee her schon zum Scheitern verurteilt. Charmant wäre eine Haltung, die das reflektiert. Auch die Frankfurter Ausstellung wird dazu beitragen, was immer auch ihr erklärtes Ziel ist. Abgesehen von der Frage, warum eigentlich, gibt es gute Gründe für die Menschen dem Raub als solchem, aber insbesondere dem Bankraub im Besonderen, eine gewisse romantisierende Haltung entgegenzubringen.
Ad Frauen:
Vielleicht einfach auch nochmals bei Vabanque nachlesen, wo das Thema ja erstmals aufgegriffen wurde. Wir sind gespannt, in welcher Weise der Beitrag über die "Bankladies - Wenn Frauen zu sehr rauben" von Franziska Roller "Berücksichtigung" in der Darstellung gefunden hat.
Der Beitrag vom 14.2. 2006 lässt sich aber auch einfach nachlesen. Nämlich hier:
Von Postkutschenräubern zu Internetbetrügern
Ausstellung "Geld oder Leben" zeigt Geschichte von Raub und Diebstahl
Von Gudula Geuther
"Mit einer Fülle von Exponaten zeigt das Frankfurter Museum für Kommunikation die Geschichte von Diebstahl und Räuberunwesen. Während sich die Methoden der Gangster im Lauf der Jahrhunderte änderten, blieb ihr Ziel stets das gleiche: Geld oder Leben. Den Internet-Kriminellen von heute geht es allerdings "nur" um ersteres.
Auf allzu genaue Darstellung martialischer Strafen verzichtet die Ausstellung. Auch das Original-Fallbeil, mit dem der Schinderhannes Johannes Bückler 1803 hingerichtet wurde, kommt ohne die Rekonstruktion einer Guillotine aus. Die Klanginstallation lässt allerdings genug erahnen. Und die Mauer aus Menschen, in schwarzen Umrissen um das Beil gruppiert, zwischen denen der Besucher hindurchgucken muss.
"Es war ein großes Spektakel, eine große Sensation, und um überhaupt zu sehen, was passiert, muss man sich erst mal zu den Pappfiguren stellen, die hier stehen, und muss denen erst mal über die Schulter schauen. Damit wird ein Stück weit dieser Voyeurismus erinnert, wie er damals möglicherweise auch schon vorhanden war. Wir sagen: Wir würden ja heute einer Hinrichtung niemals beiwohnen wollen. Vielleicht war das für die Menschen um 1800 noch ganz anders…"
So der Projektleiter Klaus Beyrer. Geändert haben sich vor allem die Taten selbst. Und so verändern sich auch die Exponate: Von Postkutschen zwischen Baumstämmen hin zu gesprengten Tresoren und ihren professionellen Knackern. Die - oft hochversiert - den Bankraub als Beruf sahen, sagt Gaby Sonnabend, die die Ausstellung mit erarbeitet hat.
"Die Banküberfälle haben sich zuerst in den USA entwickelt, schon Mitte des 19. Jahrhunderts, nach dem Ende des Bürgerkriegs, auch dadurch, dass Geldscheine immer stärker genutzt wurden. Also, man musste jetzt nicht mehr schwere Münzen rumschleppen, sondern es war auch einfach viel einfacher geworden, Banken zu überfallen und das Geld abzuschleppen. In Deutschland erst so ab den 20er Jahren richtig, mit der Etablierung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Richtig etabliert hat es sich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Und dann kamen auch die Tresorknacker zum Zuge."
In Deutschland allen voran die Brüder Sass, die den neuen Schneidbrenner mit so viel Erfolg einsetzten, dass sie 1929 aus der Stahlkammer der Berliner Disconto-Gesellschaft wahrscheinlich über zwei Millionen Reichsmark mitgehen ließen. Eine Tat, die ihnen lange nicht nachgewiesen werden konnte.
Mit welchen Mitteln die Polizei versuchte, Tätern auf die Spur zu kommen, zeigt ein nachgestelltes Atelier, in dem das standardisierte Verbrecherfoto entstehen sollte. Die Anleitung, wie die Körper von Tätern vermessen werden sollten, in der oft falschen Hoffnung, so jede Person klar identifizieren zu können - kurz bevor sich der Fingerabdruck durchsetzte. Oder ein Bausatz für Phantombilder, der lange Zeit keine weiblichen Gesichtszüge kannte.
"Eine Museumsmitarbeiterin hält eine alte Polizeiregistrierungsnummer hoch vor einem Foto einer fotografischen Registrierung."
"Die Frau als Täter ist schon mal gar nicht mit eingeplant gewesen. Diese Kartei, die stammt aus den 60er Jahren. Und man legt ein Männer-Phantombild, soweit das eben überhaupt möglich ist, und dann legt man 'ne Folie rüber. Und dann wird das mit weißem Stift ein bißchen retouchiert, dann werden noch Frauenhaare hingemalt und dann hat man schon die Täterin."
Tatsächlich begehen diese schweren Delikte wie Raubüberfälle selten Frauen.
"In den Banden des 18. Jahrhunderts war der Frauenanteil recht hoch - bis zu 40 Prozent. Wobei man dann auch unterscheiden muss: Waren das dann wirklich die Köpfe der Bande oder waren das halt die Frauen. Es gab wohl beides."
Umso häufiger sind Frauen unter den Opfern, als Kassiererinnen. Die Sicht der Bankangestellten bekommt der Besucher über Kopfhörer vermittelt. Anonym schildert eine Frau ihre Todesangst, ihren ersten Zusammenbruch und die Folgen fürs Leben.
"Ich bin erst mal noch bis Ende des Jahres ganz normal arbeiten gegangen, hab aber gemerkt, dass ich überhaupt nicht schlafen kann. Konnte auch nicht mehr in dem gemeinsamen Schlafzimmer mit meinem Partner schlafen. Ich hab immer im Wohnzimmer, auf der Couch - bis heute - geschlafen. Das war mir alles zu eng. Und da konnt ich halt auch nicht kontrollieren - diese Fenster. Vom Kopf her weiß ich, dass das Quatsch ist, aber ich hatte halt das Gefühl, der will mir was antun."
Ein Kontrast zur Verklärung von Raub und Räubern. Dargestellt durch Filme, wie die verschiedenen Schinderhannes-Varianten. Oder der Straßenfeger von 1966 "Die Gentlemen bitten zur Kasse" über den englischen Postzug-Raub. Exponate wie der erste nicht mehr anonyme Druck von Schillers "Räubern". "Bonnie und Clyde"-Plakate, Spielfiguren für den kindlichen Banküberfall zum Selbst-Nachspielen. Umso wichtiger ist Klaus Beyrer die Stimme der Opfer.
"Die Ausstellung kann sich einer gewissen Romantisierung der Räuber und Räuberbanden nicht entziehen. Und wenn man in der Ausstellung Filme zu sehen bekommt, wie beispielsweise 'Die Gentlemen bitten zur Kasse', dann entwickelt sich eine gewisse Sympathie für die Täter. Und dazu soll es ein deutliches Gegengewicht geben."
Profis sind Bankräuber heute kaum noch. Zu risikoreich sei das Geschäft, zu ausgeklügelt die Sicherungssysteme der Banken. Die Profis sitzen heute am Computer. Am Bildschirm lernt der Ausstellungsbesucher, welche E-Mails verdächtig sind, oder woran er gefälschte Internetauftritte seiner Bank erkennt.
Und er kann am Geldautomaten der Zukunft spielen. Entwickelt an der Fachhochschule Gießen unter Leitung von Michael Behrens.
"Wir denken, dass die Geldautomaten der Zukunft uns eben nicht mehr zwingen werden, den PIN-Code auswendig zu lernen. Neben dem Fingerabdruck könnte das zum Beispiel auch über eine Gesichtserkennung, über eine Kamera laufen, oder über eine Iris-Erkennung, das ist dieser farbige Teil rund um die Pupille."
Das Ende des Automatenbetruges - oder der Beginn eines neuen Wettlaufes.
"Die Geschichte zeigt: Sobald es eine neue Sicherungstechnik gibt, dann denken sich diejenigen, die ans Geld wollen, ja auch immer wieder was Neues aus. Also es ist ein ewiger Wettlauf und ich denk, das wird nicht der Schlußstein sein, der Geldautomat.""
Ad Romantisierung:
Immer wieder wird im Kontext der Beschäftigung mit dem Thema Raub und Bankraub betont, dass man sich gegen die Romantisierung von Bankraub wenden wollen. Sozusagen ein volkspädagogisches Programm. Dieses Anliegen formuliert auch Klaus Beyrer, Vizedirektor des Museum für Kommunikation. Ein hehres Ziel, aber von der Idee her schon zum Scheitern verurteilt. Charmant wäre eine Haltung, die das reflektiert. Auch die Frankfurter Ausstellung wird dazu beitragen, was immer auch ihr erklärtes Ziel ist. Abgesehen von der Frage, warum eigentlich, gibt es gute Gründe für die Menschen dem Raub als solchem, aber insbesondere dem Bankraub im Besonderen, eine gewisse romantisierende Haltung entgegenzubringen.
Ad Frauen:
Vielleicht einfach auch nochmals bei Vabanque nachlesen, wo das Thema ja erstmals aufgegriffen wurde. Wir sind gespannt, in welcher Weise der Beitrag über die "Bankladies - Wenn Frauen zu sehr rauben" von Franziska Roller "Berücksichtigung" in der Darstellung gefunden hat.
vabanque - am Donnerstag, 16. Februar 2006, 15:40 - Rubrik: AusstellungenMuseum
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Geld oder Leben!: Das Museum für Kommunikation erzählt die Geschichte des Raubs von der Postkutschenzeit bis heute
Die Online-Version des Darmstädter Echos (15.2. 2006) bespricht die Ausstellung im Frankfurter Museum für Kommunikation:
FRANKFURT. „Money, money, money“ singt es auf der Treppe nach oben: Die weltbekannte Musical-Hymne vom Geld, das alles bewegt auf der Welt, bringt noch vor dem ersten Ausstellungsobjekt auf den Punkt, was der Grund für jeden Raub ist. Die Räuber wollen haben, was ihnen nicht gehört. Vor Jahrhunderten haben sie den Postkutschen-Reisenden im dunklen Wald aufgelauert, vor hundert Jahren Panzerschränke geknackt, heute gehen sie mit Pistole und Maske zum Raubzug in die Bank, oder sie verschaffen sich am Geldautomaten die EC-Karte argloser Bankkunden, um deren Konto zu leeren. Wer sich als Krimineller auf seinen PC versteht, kann seine Opfer sogar via Web bestehlen.
Die Methoden der illegalen Bereicherung wechseln, doch das Motiv ist geblieben. „Geld oder Leben!“ heißt drum die neue Ausstellung im Frankfurter Museum für die Kommunikation, die eine Geschichte von Raub und Räuberunwesen seit der Postkutschenzeit aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Die Schau zeigt – auch mit vielen, vielen Dokumenten – , was Raub wirklich ist und wie anders die Öffentlichkeit es spätestens seit Schillers „Räubern“ vom Ende des 18. Jahrhunderts gerne wahrnimmt.
Da sind die Täter mit ihren wirklichen Taten, und da sind die Mythen. Romantisiert wurde schon immer der 1803 in Mainz öffentlich hingerichtete Schinderhannes, und bis unsere Tage setzt man ihm Denkmäler in Filmen (Käutners Epos mit Maria Schell und Curd Jürgens ist auszugsweise zu sehen), Literatur (wie beispielsweise Carl Zuckmayers Drama) oder Hunsrück-Weinmarken. Eigentümlicher Heldenruhm rankt sich aber auch um moderne Verbrecher wie den „Gentleman“-Räuber Ronald Biggs, der 1963 mit seinen Kumpanen beim Überfall auf den englischen Postzug Glasgow – London 2,6 Millionen Pfund erbeutete. Die ehrenwerten Bürger haben eben über solche kriminelle Persönlichkeiten immer wieder gestaunt – und sie auch ein wenig bewundert. Denn als gewitzt und sehr anpassungsfähig haben diese sich von jeher gezeigt. Den Postkutschenraub mit Mord und Totschlag, mit dem in Frankfurt alles beginnt, gab es schon seit dem 17. Jahrhundert. Doch erst im 18. Jahrhundert organisierten sich Banden von 30 bis 50 Personen (mit einem Frauenanteil von 40 Prozent!) und nutzten die Schutzlosigkeit ihrer Opfer abseits der Siedlungen. Sie holten die Kisten aus den Kutschen. In Frankfurt setzt drum einer der berühmten gelben Wagen mit mehreren Puppen, die mal schon tot, mal noch lebendig sein sollen, diesen Schrecken in eine gestellte Szene, während nebenbei in den Vitrinen die Bücher liegen, in denen beschrieben stand, wie es vielleicht doch möglich wäre, sich mit der ebenfalls gezeigten einläufigen Pistolen zu verteidigen.
Was den Bösen geschah, wenn man sie denn verhaftete, folgt gleich in der nächsten Abteilung. Dort hängen die Gerichtsurteile, da steht das Fallbeil, mit dem der Schinderhannes guillotiniert wurde, und man sieht auch das Rad zum Rädern anderer zum Tode Verurteilter. Schaurig, aber gerecht? Wegen der Raubzüge des frühen 20. Jahrhunderts kamen jedenfalls meist nur noch die Beraubten zu Tode. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich sowohl die Schauplätze des Verbrechens geändert als auch die Ermittlungsmethoden. Man sieht: Schon um 1900 nahm man das Geld nicht mehr mit auf Reisen, sondern man gab es der Bank zur Verwahrung – die große Zeit der „Schränker“ brach an, und auch in dieser Zeit gab es wieder bewunderte Könner unter den Kriminellen wie die Brüder Sass.
Diese gruben lange Tunnel unter der Erde, um zum Safe zu gelangen, den sie dann mit modernem Gerät aufschweißten, das man genauso zeigt wie die verschiedenen Tresortypen, die derlei Handwerk wohl alle nicht standhalten konnten. Um der Räuber habhaft zu werden, setzte die Polizei ebenfalls seit etwa 1900 ihre neuen Möglichkeiten ein. Telefon und Telegraf machten die zur Fahndung nötige Kommunikation schneller und effektiver, und der Fingerabdruck erlaubte die eindeutige Identifikation der Täter. Ein besonders schönes Ausstellungsstück ist der Fotografiersteg mit Kamera und drehbarem Stuhl, auf den man die Räuber setzte, um sie für die Verbrecherkartei von vorne und von der Seite abzulichten. Diese Techniken revolutionierten die Kriminalistik – Fahndungsfoto, Phantombild und Fluchtauto, die man auch zeigt, wirken dagegen nur wie Fortentwicklungen.
Der Kreis von „Geld oder Leben!“ schließt sich deshalb gut mit dem Leid, das modernen Bankangestellten bei Raubüberfällen angetan wird, und mit den aktuellen Trickbetrügereien. Über Kopfhörer ist zu erfahren, wie die Opfer die Überfälle erlebt haben und wie es ihr Leben wegen bleibender Ängste auch in Folge dramatisch veränderte. Und an einem kleinen Bildschirm ist zu sehen, wie zwei Täter gemeinsame Sache machen, um einem Mann am Automaten seine EC-Card abzuluchsen.
Die Raubzüge sind somit wieder moderner geworden, zu verhindern sind sie nicht. Deshalb mag man als Ausstellungsbesucher auch nicht glauben, dass der elektronische Fingerabdruck unser Geld sicherer machen kann – auch wenn ein Geldautomat mit diesem „Karten“-Zugang am Schluss der Schau zum Spielen einlädt.
Die Ausstellung wird heute (15.) um 19 Uhr eröffnet. Sie ist bis 17. September dienstags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 19 Uhr zu sehen. Der Katalog kostet in der Schau 14,80 Euro, im Buchhandel 34,80 Euro.
Die Frage ist, die sich immer mehr stellt. Lässt sich das alles in eine historische Line stellen? Werden da nicht sehr verschiedene Dinge verhandelt. Ist Raub = Raub und Einbruch = Raub? Das wäre zu diskutieren. Die Medien interessiert das nicht. Das Thema ist sexy und verkauft sich.
Die Online-Version des Darmstädter Echos (15.2. 2006) bespricht die Ausstellung im Frankfurter Museum für Kommunikation:
FRANKFURT. „Money, money, money“ singt es auf der Treppe nach oben: Die weltbekannte Musical-Hymne vom Geld, das alles bewegt auf der Welt, bringt noch vor dem ersten Ausstellungsobjekt auf den Punkt, was der Grund für jeden Raub ist. Die Räuber wollen haben, was ihnen nicht gehört. Vor Jahrhunderten haben sie den Postkutschen-Reisenden im dunklen Wald aufgelauert, vor hundert Jahren Panzerschränke geknackt, heute gehen sie mit Pistole und Maske zum Raubzug in die Bank, oder sie verschaffen sich am Geldautomaten die EC-Karte argloser Bankkunden, um deren Konto zu leeren. Wer sich als Krimineller auf seinen PC versteht, kann seine Opfer sogar via Web bestehlen.
Die Methoden der illegalen Bereicherung wechseln, doch das Motiv ist geblieben. „Geld oder Leben!“ heißt drum die neue Ausstellung im Frankfurter Museum für die Kommunikation, die eine Geschichte von Raub und Räuberunwesen seit der Postkutschenzeit aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Die Schau zeigt – auch mit vielen, vielen Dokumenten – , was Raub wirklich ist und wie anders die Öffentlichkeit es spätestens seit Schillers „Räubern“ vom Ende des 18. Jahrhunderts gerne wahrnimmt.
Da sind die Täter mit ihren wirklichen Taten, und da sind die Mythen. Romantisiert wurde schon immer der 1803 in Mainz öffentlich hingerichtete Schinderhannes, und bis unsere Tage setzt man ihm Denkmäler in Filmen (Käutners Epos mit Maria Schell und Curd Jürgens ist auszugsweise zu sehen), Literatur (wie beispielsweise Carl Zuckmayers Drama) oder Hunsrück-Weinmarken. Eigentümlicher Heldenruhm rankt sich aber auch um moderne Verbrecher wie den „Gentleman“-Räuber Ronald Biggs, der 1963 mit seinen Kumpanen beim Überfall auf den englischen Postzug Glasgow – London 2,6 Millionen Pfund erbeutete. Die ehrenwerten Bürger haben eben über solche kriminelle Persönlichkeiten immer wieder gestaunt – und sie auch ein wenig bewundert. Denn als gewitzt und sehr anpassungsfähig haben diese sich von jeher gezeigt. Den Postkutschenraub mit Mord und Totschlag, mit dem in Frankfurt alles beginnt, gab es schon seit dem 17. Jahrhundert. Doch erst im 18. Jahrhundert organisierten sich Banden von 30 bis 50 Personen (mit einem Frauenanteil von 40 Prozent!) und nutzten die Schutzlosigkeit ihrer Opfer abseits der Siedlungen. Sie holten die Kisten aus den Kutschen. In Frankfurt setzt drum einer der berühmten gelben Wagen mit mehreren Puppen, die mal schon tot, mal noch lebendig sein sollen, diesen Schrecken in eine gestellte Szene, während nebenbei in den Vitrinen die Bücher liegen, in denen beschrieben stand, wie es vielleicht doch möglich wäre, sich mit der ebenfalls gezeigten einläufigen Pistolen zu verteidigen.
Was den Bösen geschah, wenn man sie denn verhaftete, folgt gleich in der nächsten Abteilung. Dort hängen die Gerichtsurteile, da steht das Fallbeil, mit dem der Schinderhannes guillotiniert wurde, und man sieht auch das Rad zum Rädern anderer zum Tode Verurteilter. Schaurig, aber gerecht? Wegen der Raubzüge des frühen 20. Jahrhunderts kamen jedenfalls meist nur noch die Beraubten zu Tode. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich sowohl die Schauplätze des Verbrechens geändert als auch die Ermittlungsmethoden. Man sieht: Schon um 1900 nahm man das Geld nicht mehr mit auf Reisen, sondern man gab es der Bank zur Verwahrung – die große Zeit der „Schränker“ brach an, und auch in dieser Zeit gab es wieder bewunderte Könner unter den Kriminellen wie die Brüder Sass.
Diese gruben lange Tunnel unter der Erde, um zum Safe zu gelangen, den sie dann mit modernem Gerät aufschweißten, das man genauso zeigt wie die verschiedenen Tresortypen, die derlei Handwerk wohl alle nicht standhalten konnten. Um der Räuber habhaft zu werden, setzte die Polizei ebenfalls seit etwa 1900 ihre neuen Möglichkeiten ein. Telefon und Telegraf machten die zur Fahndung nötige Kommunikation schneller und effektiver, und der Fingerabdruck erlaubte die eindeutige Identifikation der Täter. Ein besonders schönes Ausstellungsstück ist der Fotografiersteg mit Kamera und drehbarem Stuhl, auf den man die Räuber setzte, um sie für die Verbrecherkartei von vorne und von der Seite abzulichten. Diese Techniken revolutionierten die Kriminalistik – Fahndungsfoto, Phantombild und Fluchtauto, die man auch zeigt, wirken dagegen nur wie Fortentwicklungen.
Der Kreis von „Geld oder Leben!“ schließt sich deshalb gut mit dem Leid, das modernen Bankangestellten bei Raubüberfällen angetan wird, und mit den aktuellen Trickbetrügereien. Über Kopfhörer ist zu erfahren, wie die Opfer die Überfälle erlebt haben und wie es ihr Leben wegen bleibender Ängste auch in Folge dramatisch veränderte. Und an einem kleinen Bildschirm ist zu sehen, wie zwei Täter gemeinsame Sache machen, um einem Mann am Automaten seine EC-Card abzuluchsen.
Die Raubzüge sind somit wieder moderner geworden, zu verhindern sind sie nicht. Deshalb mag man als Ausstellungsbesucher auch nicht glauben, dass der elektronische Fingerabdruck unser Geld sicherer machen kann – auch wenn ein Geldautomat mit diesem „Karten“-Zugang am Schluss der Schau zum Spielen einlädt.
Die Ausstellung wird heute (15.) um 19 Uhr eröffnet. Sie ist bis 17. September dienstags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 19 Uhr zu sehen. Der Katalog kostet in der Schau 14,80 Euro, im Buchhandel 34,80 Euro.
Die Frage ist, die sich immer mehr stellt. Lässt sich das alles in eine historische Line stellen? Werden da nicht sehr verschiedene Dinge verhandelt. Ist Raub = Raub und Einbruch = Raub? Das wäre zu diskutieren. Die Medien interessiert das nicht. Das Thema ist sexy und verkauft sich.
vabanque - am Donnerstag, 16. Februar 2006, 15:01 - Rubrik: AusstellungenMuseum
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Die FR (15.2. 2006) titelt "Panzerknacker Superstar - Von Räubern und Pistolen: Die Ausstellung 'Geld oder Leben'"
(...)
Die seltsame Stimmung zwischen Abscheu und Neugier versucht nun die neue Ausstellung "Geld oder Leben" im Frankfurter Museum für Kommunikation nachzustellen: Um das echte Fallbeil zu betrachten, das damals in 18 Minuten die zwanzig Räuber köpfte, muss sich der Besucher an mannshohen Schattenrissen vorbei drängen. Als Kulisse dient ein zeitgenössischer Kupferstich der historischen Horrorshow, aus Boxen tönen Trommelwirbel und Fallbeilkrachen.
Die Faszination am Raub, am brutalen Weg zum schnellen Geld, ist der rote Faden durch die seit langem erste Eigenproduktion des Museums. Dabei schlägt die Ausstellung, die gestern öffnete und später auch in Hamburg, Berlin und Nürnberg gastiert, den Bogen "vom Postkutschenüberfall zum virtuellen Datenraub" - so der Untertitel."
Offensichtlich zeichnet Klaus Beyrer, für den eher "historischen" Teil der Ausstellung verantwortlich und Gaby Sonnabend für den "moderneren":
Ideengeber Klaus Beyrer, Vizedirektor des Hauses, das die Reichspost-Sammlung weiterführt, fand reichlich Stoff im Archiv: Auf düsteren Gemälden des 18. Jahrhunderts flehen gutbetuchte Postkutschenreisende um ihr Leben, Broschüren für Postillione empfehlen doppelläufige Pistolen (auf dass man zwei statt einem Schuss frei habe), die Waffen selbst liegen in Vitrinen aus. Aus einer echten Postkutsche baumeln Puppen als Raubopfer, ein dänisches Kutschenmodell von 1850 zeugt vom ewigen Wettlauf mit den Räubern: Ein Kugelwagen sollte das Aufspringen erschweren.
Die Kriminalistik wurde dagegen erst später perfektioniert. Die gezeigten Hilfsmittel vom Anfang des 20. Jahrhunderts wirken bisweilen skurril: Vermessungshandbücher zur Erfassung der Täterstatur, Phantombild-Puzzles, Kästen mit 130 Glasaugen zur akribischen Farbbestimmung. Fingerabdrücke setzen sich als Beweis erst ab 1914 durch.
Doch auch die Delinquenten rüsteten immer wieder auf: "Sie mussten sich den technischen Neuerungen anpassen", so Beyrer. Die Ausstellung zeigt ein Berufsbild im Wandel: Marodierenden Soldaten des 17. und Familienbanden des 18. Jahrhunderts folgten in der Zwischenkriegszeit professionelle Panzerknacker. "Technisch versiert und bestens organisiert, verstanden sie das als Beruf", erzählt Gaby Sonnabend, die den modernen Teil der Schau betreut. "Die besten Tresorknacker wurden richtig prominent."
Das hört sich sehr Vabanque-inspiriert an.
Nichts Neues: Erstausgaben, historische Drucke, Manuskripte, sogar Brettspiele zu Räuberpistolen in Film und Literatur - von Schillers Räubern bis zur Punkrock-LP des entkommenen britischen Posträubers von 1963, Ronald Biggs - zeigen: "Romantisierung und Realität überlagern sich seit jeher" (Beyrer). Die Superstars unter den Panzerknackern der Goldenen Zwanziger trifft der Besucher lebensgroß: Erich und Franz Sass, zwei aparte Knaben in Anzügen mit Schlips und Weste, erbeuteten mehrere Millionen Reichsmark und wurden erst 1929 von der dänischen Polizei geschnappt.
Nicht 1929, sondern 1934 werden sie in Dänemark verhaftet. 1929 war der legendäre Tunnelcoup, werte Frankfurter Rundschau.
"Die Ära der glamourösen Safeknacker beendeten immer bessere Tresore und Überwachungstricks; die Bankräuber der Bonner Republik trugen Strumpfmasken und kamen durch den Vordereingang. Sie kämpften nun gegen neue Kommunikationstechnik: Per Telefon war die Polizei flugs gerufen (was das Phänomen der Geiselnahme hervorbrachte), per TV kamen ihre Gesichter live ins Wohnzimmer. Heute wendet sich das Blatt erneut: Nun dringen Diebe per Internet in die gute Stube ein oder klauen per Laptop PIN-Nummern. Ihr künftiger Gegner steht am Ende des Rundgangs: Der von der Fachhochschule Friedberg erstellte Prototyp eines biometrischen Bankautomaten verlangt nur noch Fingerabdrücke."
Zur Problematik des obigen Vergleichs
Dass bislang jedoch selbst Dilettanten der Postraub der alten Schule gelingen kann, bewies 1997 der "Zürcher Jahrhundertraub" - in Frankfurt würdig vertreten durch den vom Kommunikationsmuseum Bern geliehenen Original-Fluchtwagen. Pech für die Diebe: In den Fiat-Minitransporter passten nicht alle erbeuteten Geldkisten. 17 von 72 Millionen Franken mussten sie zurücklassen. Der Spott folgte umgehend. Drei Tage später schrieb Mazda in eine Werbeanzeige für seinen Kleinbus: "Liebe Posträuber, im Mazda E2000 hätten sogar 70 Millionen Franken Platz gehabt."
Tja, dass sich dieser Spott zunächst aber gegen die Schweizer Post richtete und dass die Post diese Anzeige gar nicht witzig fand und die Verträge mit eben dieser Werbeagentur kündigte, die nicht nur für Mazda, sondern auch für sie arbeitete, das liest man am besten nach in "Vabanque. Bankraub. Theorie. Praxis. Geschichte" (hrsg. von Klaus Schönberger), insbesondere S. 49 ff.
(...)
Die seltsame Stimmung zwischen Abscheu und Neugier versucht nun die neue Ausstellung "Geld oder Leben" im Frankfurter Museum für Kommunikation nachzustellen: Um das echte Fallbeil zu betrachten, das damals in 18 Minuten die zwanzig Räuber köpfte, muss sich der Besucher an mannshohen Schattenrissen vorbei drängen. Als Kulisse dient ein zeitgenössischer Kupferstich der historischen Horrorshow, aus Boxen tönen Trommelwirbel und Fallbeilkrachen.
Die Faszination am Raub, am brutalen Weg zum schnellen Geld, ist der rote Faden durch die seit langem erste Eigenproduktion des Museums. Dabei schlägt die Ausstellung, die gestern öffnete und später auch in Hamburg, Berlin und Nürnberg gastiert, den Bogen "vom Postkutschenüberfall zum virtuellen Datenraub" - so der Untertitel."
Offensichtlich zeichnet Klaus Beyrer, für den eher "historischen" Teil der Ausstellung verantwortlich und Gaby Sonnabend für den "moderneren":
Ideengeber Klaus Beyrer, Vizedirektor des Hauses, das die Reichspost-Sammlung weiterführt, fand reichlich Stoff im Archiv: Auf düsteren Gemälden des 18. Jahrhunderts flehen gutbetuchte Postkutschenreisende um ihr Leben, Broschüren für Postillione empfehlen doppelläufige Pistolen (auf dass man zwei statt einem Schuss frei habe), die Waffen selbst liegen in Vitrinen aus. Aus einer echten Postkutsche baumeln Puppen als Raubopfer, ein dänisches Kutschenmodell von 1850 zeugt vom ewigen Wettlauf mit den Räubern: Ein Kugelwagen sollte das Aufspringen erschweren.
Die Kriminalistik wurde dagegen erst später perfektioniert. Die gezeigten Hilfsmittel vom Anfang des 20. Jahrhunderts wirken bisweilen skurril: Vermessungshandbücher zur Erfassung der Täterstatur, Phantombild-Puzzles, Kästen mit 130 Glasaugen zur akribischen Farbbestimmung. Fingerabdrücke setzen sich als Beweis erst ab 1914 durch.
Doch auch die Delinquenten rüsteten immer wieder auf: "Sie mussten sich den technischen Neuerungen anpassen", so Beyrer. Die Ausstellung zeigt ein Berufsbild im Wandel: Marodierenden Soldaten des 17. und Familienbanden des 18. Jahrhunderts folgten in der Zwischenkriegszeit professionelle Panzerknacker. "Technisch versiert und bestens organisiert, verstanden sie das als Beruf", erzählt Gaby Sonnabend, die den modernen Teil der Schau betreut. "Die besten Tresorknacker wurden richtig prominent."
Das hört sich sehr Vabanque-inspiriert an.
Nichts Neues: Erstausgaben, historische Drucke, Manuskripte, sogar Brettspiele zu Räuberpistolen in Film und Literatur - von Schillers Räubern bis zur Punkrock-LP des entkommenen britischen Posträubers von 1963, Ronald Biggs - zeigen: "Romantisierung und Realität überlagern sich seit jeher" (Beyrer). Die Superstars unter den Panzerknackern der Goldenen Zwanziger trifft der Besucher lebensgroß: Erich und Franz Sass, zwei aparte Knaben in Anzügen mit Schlips und Weste, erbeuteten mehrere Millionen Reichsmark und wurden erst 1929 von der dänischen Polizei geschnappt.
Nicht 1929, sondern 1934 werden sie in Dänemark verhaftet. 1929 war der legendäre Tunnelcoup, werte Frankfurter Rundschau.
"Die Ära der glamourösen Safeknacker beendeten immer bessere Tresore und Überwachungstricks; die Bankräuber der Bonner Republik trugen Strumpfmasken und kamen durch den Vordereingang. Sie kämpften nun gegen neue Kommunikationstechnik: Per Telefon war die Polizei flugs gerufen (was das Phänomen der Geiselnahme hervorbrachte), per TV kamen ihre Gesichter live ins Wohnzimmer. Heute wendet sich das Blatt erneut: Nun dringen Diebe per Internet in die gute Stube ein oder klauen per Laptop PIN-Nummern. Ihr künftiger Gegner steht am Ende des Rundgangs: Der von der Fachhochschule Friedberg erstellte Prototyp eines biometrischen Bankautomaten verlangt nur noch Fingerabdrücke."
Zur Problematik des obigen Vergleichs
Dass bislang jedoch selbst Dilettanten der Postraub der alten Schule gelingen kann, bewies 1997 der "Zürcher Jahrhundertraub" - in Frankfurt würdig vertreten durch den vom Kommunikationsmuseum Bern geliehenen Original-Fluchtwagen. Pech für die Diebe: In den Fiat-Minitransporter passten nicht alle erbeuteten Geldkisten. 17 von 72 Millionen Franken mussten sie zurücklassen. Der Spott folgte umgehend. Drei Tage später schrieb Mazda in eine Werbeanzeige für seinen Kleinbus: "Liebe Posträuber, im Mazda E2000 hätten sogar 70 Millionen Franken Platz gehabt."
Tja, dass sich dieser Spott zunächst aber gegen die Schweizer Post richtete und dass die Post diese Anzeige gar nicht witzig fand und die Verträge mit eben dieser Werbeagentur kündigte, die nicht nur für Mazda, sondern auch für sie arbeitete, das liest man am besten nach in "Vabanque. Bankraub. Theorie. Praxis. Geschichte" (hrsg. von Klaus Schönberger), insbesondere S. 49 ff.
vabanque - am Mittwoch, 15. Februar 2006, 23:23 - Rubrik: AusstellungenMuseum
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"Geld oder Leben" läuft bis 17. September, Museum für Kommunikation Frankfurt, Schaumainkai 53, Di.-Fr. 9-18, Sa./So. 11-19 Uhr. Katalog: 14,80 Euro (Museum), 34,80 (Buchhandel). Zum Programm gehören Kinofilme im Filmmuseum und Vorträge.
Museum für Kommunikation Frankfurt
Telefon +49 (0)69 60 60 0
E-Mail mk.frankfurt@mspt.de
www.museumsstiftung.de
Begleitend zur Ausstellung läuft zwischen Juni und September eine Filmreihe im Kino des Deutschen Filmmuseums.
Sie umfasst ca. 15 bis 20 Filme, darunter etwa Titel wie
Schinderhannes (Helmut Käutner, 1958),
Bonnie and Clyde (Arthur Penn, 1967),
Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach (Volker Schlöndorff, 1971)
Al Capone von der Pfalz (Peter Fleischmann, 1985).
Genaue Informationen finden Sie ab Juni in den monatlichen Programmheften des Deutschen Filmmuseums und unter www.deutsches-filmmuseum.de.
Donnerstag, 18.5., 19 Uhr
Zeit der Postkutschenüberfälle
Vortrag von Dr. Klaus Beyrer
(Museum für Kommunikation Frankfurt)
Hunderte von Postkutschen wurden im 18. Jahrhundert überfallen. Organisierte Banden hatten sich auf diese älteste Form des Postraubs regelrecht spezialisiert. Namen wie Schinderhannes
oder Hölzerlips waren damals nicht nur in Kreisen der Gauner und Vaganten ein Begriff. Lichtbilder ergänzen den Überblick über die Zeit der alten Bandenkriminalität.
Museum für Kommunikation Frankfurt
Telefon +49 (0)69 60 60 0
E-Mail mk.frankfurt@mspt.de
www.museumsstiftung.de
Begleitend zur Ausstellung läuft zwischen Juni und September eine Filmreihe im Kino des Deutschen Filmmuseums.
Sie umfasst ca. 15 bis 20 Filme, darunter etwa Titel wie
Schinderhannes (Helmut Käutner, 1958),
Bonnie and Clyde (Arthur Penn, 1967),
Der plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach (Volker Schlöndorff, 1971)
Al Capone von der Pfalz (Peter Fleischmann, 1985).
Genaue Informationen finden Sie ab Juni in den monatlichen Programmheften des Deutschen Filmmuseums und unter www.deutsches-filmmuseum.de.
Donnerstag, 18.5., 19 Uhr
Zeit der Postkutschenüberfälle
Vortrag von Dr. Klaus Beyrer
(Museum für Kommunikation Frankfurt)
Hunderte von Postkutschen wurden im 18. Jahrhundert überfallen. Organisierte Banden hatten sich auf diese älteste Form des Postraubs regelrecht spezialisiert. Namen wie Schinderhannes
oder Hölzerlips waren damals nicht nur in Kreisen der Gauner und Vaganten ein Begriff. Lichtbilder ergänzen den Überblick über die Zeit der alten Bandenkriminalität.
vabanque - am Mittwoch, 15. Februar 2006, 22:54 - Rubrik: AusstellungenMuseum
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Der dpa-Bericht (15.2. 2006) zur Ausstellung im Frankfurter Museum für Kommunikation „Geld oder Leben! Vom Postkutschenüberfall zum virtuellen Datenraub“ zur heutigen Eröffnung ist nun online verfügbar:
Ausstellung zeigt Geschichte des Bankraubs
(...) Das gruselige Exponat zeigt die ernste Seite der am Mittwoch in Frankfurt eröffneten Ausstellung «Geld oder Leben», in der die Geschichte des Post- und Bankraubs erzählt wird. Neben der nicht nur heimlichen Verehrung für die Verbrecher in der Öffentlichkeit kommt auch das Leid der Opfer zur Sprache.
«Der rote Faden ist natürlich das Geld», sagt der Projektleiter Klaus Beyrer. Im 18. und 19. Jahrhundert seien die Räuberbanden häufig «so eine Art Familienunternehmen» gewesen, die es im Wald und auf den Feldern vor allem auf Postkutschen abgesehen hatten. Der Schinderhannes war einer der wenigen, die es wagten, damals eine Poststation zu überfallen, 1801 in Würges. Rund um Frankfurt machte eine Bande um den Krämer Anton Lautner die Handelswege unsicher und erbeutete über die Jahre mehr als 30 000 Gulden - eine beachtliche Summe in einer Zeit, als 100 Gulden genügten, um eine Familie ein ganzes Jahr durchzubringen.
Der moderne Bankraub sei erst nach dem Ersten Weltkrieg von den USA nach Europa gekommen, berichtet die wissenschaftliche Mitarbeiterin Gaby Sonnabend. Die geachteten Herren der Zunft waren die so genannten Schränker, die Tresorknacker, deren Objekte der Begierde ebenfalls im Museum für Kommunikation ausgestellt sind. In einem der dickwandigen Geldschränke flimmern Kriminalfilme aus den 20er Jahren.
Die kulturelle Verarbeitung und das Bild vom edlen Räuber gehen nach Meinung der Ausstellungsmacher auf noch ältere Wurzeln zurück. Über den Schinderhannes kursierten schon vor dessen öffentlich inszenierter Hinrichtung Sagen und Legenden, Schiller glorifizierte seine «Räuber» als die wahren Gerechten. Viel bewunderte und in Filmen glorifizierte Beispiele aus der Moderne sind das US-Pärchen Bonnie und Clyde sowie die britischen «Gentleman»-Posträuber, aus deren zweiter Reihe sich Ronald Biggs unter anderem mit einem gemeinsamen Auftritt mit der Punkband «Sex Pistols» in den Vordergrund spielte.
Die Wissenschaftlerin Sonnabend ist nach eigener Einschätzung selbst nicht frei von der Bewunderung für die schweren Jungs. «Wenn beispielsweise die Berliner Schränker Sass einen neuartigen Schneidbrenner entwickeln, dann muss man doch einfach auch die technische Leistung bewundern.»
An die Geschichten der Täter, sagt Sonnabend, komme man leicht heran, denn oft hätten die Medien umfangreich berichtet. Die Kehrseite: «Über die Opfer weiß man so gut wie gar nichts.» Diese Lücken versuchen die Ausstellungsmacher mit Interviews von Überfallopfern und im Begleitprogramm zu füllen, in dem etwa der Kölner Traumatologe Christian Lüdke zu Wort kommt. «Für die Opfer ist die Waffe immer echt», betont Sonnabend.
Der dpa-Fotograf Werner Baum hat in der Ausstellung sogar ein déjà vu. «Da war ich doch ganz nah dran» sagt der 60-Jährige beim Betrachten von schwarz-weißen Polizeifotos von einem blutig beendeten Banküberfall aus dem Jahr 1974 in Hamburg. «Ich hab erst im Labor angefangen zu zittern», erinnert er sich an den Tag, als ihm am Steindamm die Kugeln buchstäblich um die Ohren flogen. Baums spektakuläre Fotoserie wurde später mit dem World Press Photo Award ausgezeichnet.
Die Zukunft des Bankraubs liegt eindeutig in der Elektronik; der einsame Mann mit Wollmaske und Revolver in der Hand hat ausgedient. Die Ausstellung zeigt neben den Fortschritten der Kriminal- und Sicherungstechnik auch die aktuellen Trends der kriminellen Branche, die sich vor allem auf den Datenklau ausrichtet. So kann der Besucher etwa in einem PC-Spiel raten, welche Homepages von Kreditinstituten gefälscht und welche echt sind.
Letzteres möchte ich zunächst stark bezweifeln. Denn der Datenklau via Hacking richtet sich nicht mehr gegen eine anonyme Institution wie die Bank oder die Post AG, sondern gegen konkrete Bankkonten von Individuen und dürfte es daher schwer haben, vergleichbare Symphatien hervorzurufen. Aber warten wir es ab, vielleicht entwickelt sich das auch anders und diese Art von Einbruch macht nur Sinn, wenn Konten von großen Firmen mit entsprechenden Volumina angerührt werden.
Ausstellung zeigt Geschichte des Bankraubs
(...) Das gruselige Exponat zeigt die ernste Seite der am Mittwoch in Frankfurt eröffneten Ausstellung «Geld oder Leben», in der die Geschichte des Post- und Bankraubs erzählt wird. Neben der nicht nur heimlichen Verehrung für die Verbrecher in der Öffentlichkeit kommt auch das Leid der Opfer zur Sprache.
«Der rote Faden ist natürlich das Geld», sagt der Projektleiter Klaus Beyrer. Im 18. und 19. Jahrhundert seien die Räuberbanden häufig «so eine Art Familienunternehmen» gewesen, die es im Wald und auf den Feldern vor allem auf Postkutschen abgesehen hatten. Der Schinderhannes war einer der wenigen, die es wagten, damals eine Poststation zu überfallen, 1801 in Würges. Rund um Frankfurt machte eine Bande um den Krämer Anton Lautner die Handelswege unsicher und erbeutete über die Jahre mehr als 30 000 Gulden - eine beachtliche Summe in einer Zeit, als 100 Gulden genügten, um eine Familie ein ganzes Jahr durchzubringen.
Der moderne Bankraub sei erst nach dem Ersten Weltkrieg von den USA nach Europa gekommen, berichtet die wissenschaftliche Mitarbeiterin Gaby Sonnabend. Die geachteten Herren der Zunft waren die so genannten Schränker, die Tresorknacker, deren Objekte der Begierde ebenfalls im Museum für Kommunikation ausgestellt sind. In einem der dickwandigen Geldschränke flimmern Kriminalfilme aus den 20er Jahren.
Die kulturelle Verarbeitung und das Bild vom edlen Räuber gehen nach Meinung der Ausstellungsmacher auf noch ältere Wurzeln zurück. Über den Schinderhannes kursierten schon vor dessen öffentlich inszenierter Hinrichtung Sagen und Legenden, Schiller glorifizierte seine «Räuber» als die wahren Gerechten. Viel bewunderte und in Filmen glorifizierte Beispiele aus der Moderne sind das US-Pärchen Bonnie und Clyde sowie die britischen «Gentleman»-Posträuber, aus deren zweiter Reihe sich Ronald Biggs unter anderem mit einem gemeinsamen Auftritt mit der Punkband «Sex Pistols» in den Vordergrund spielte.
Die Wissenschaftlerin Sonnabend ist nach eigener Einschätzung selbst nicht frei von der Bewunderung für die schweren Jungs. «Wenn beispielsweise die Berliner Schränker Sass einen neuartigen Schneidbrenner entwickeln, dann muss man doch einfach auch die technische Leistung bewundern.»
An die Geschichten der Täter, sagt Sonnabend, komme man leicht heran, denn oft hätten die Medien umfangreich berichtet. Die Kehrseite: «Über die Opfer weiß man so gut wie gar nichts.» Diese Lücken versuchen die Ausstellungsmacher mit Interviews von Überfallopfern und im Begleitprogramm zu füllen, in dem etwa der Kölner Traumatologe Christian Lüdke zu Wort kommt. «Für die Opfer ist die Waffe immer echt», betont Sonnabend.
Der dpa-Fotograf Werner Baum hat in der Ausstellung sogar ein déjà vu. «Da war ich doch ganz nah dran» sagt der 60-Jährige beim Betrachten von schwarz-weißen Polizeifotos von einem blutig beendeten Banküberfall aus dem Jahr 1974 in Hamburg. «Ich hab erst im Labor angefangen zu zittern», erinnert er sich an den Tag, als ihm am Steindamm die Kugeln buchstäblich um die Ohren flogen. Baums spektakuläre Fotoserie wurde später mit dem World Press Photo Award ausgezeichnet.
Die Zukunft des Bankraubs liegt eindeutig in der Elektronik; der einsame Mann mit Wollmaske und Revolver in der Hand hat ausgedient. Die Ausstellung zeigt neben den Fortschritten der Kriminal- und Sicherungstechnik auch die aktuellen Trends der kriminellen Branche, die sich vor allem auf den Datenklau ausrichtet. So kann der Besucher etwa in einem PC-Spiel raten, welche Homepages von Kreditinstituten gefälscht und welche echt sind.
Letzteres möchte ich zunächst stark bezweifeln. Denn der Datenklau via Hacking richtet sich nicht mehr gegen eine anonyme Institution wie die Bank oder die Post AG, sondern gegen konkrete Bankkonten von Individuen und dürfte es daher schwer haben, vergleichbare Symphatien hervorzurufen. Aber warten wir es ab, vielleicht entwickelt sich das auch anders und diese Art von Einbruch macht nur Sinn, wenn Konten von großen Firmen mit entsprechenden Volumina angerührt werden.
vabanque - am Mittwoch, 15. Februar 2006, 22:34 - Rubrik: AusstellungenMuseum
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In der Schweizer Wochenzeitung WoZ wird anlässlich des 25jährigen Jubiläums (Glückwunsch!) in der Ausgabe vom 9. Februar 2006, ein Artikel von Walter Stürm über seine Auslieferung von Spanien in die Schweiz vom 9. Februar 1990 nachgedruckt:
«Ich kam mir vor wie ein Goldtransport»
Von Walter Stürm, z. Zt. Untersuchungsgefängnis Sion
Ende Januar wurde Walter Stürm von der Auslieferungshaft in Madrid in die Schweiz überführt. Dass er das ganze Prozedere ohne grössere Schäden überstanden hat, ist ein kleines Wunder.
Weiter im Text
In diesem Dossier 25 Jahre WoZ findet sich am 9.2. 2006 zugleich "Ein Blick zurück auf Walter Stürms Text" von Daniel Ryser:
Ausbrecherkönig Stürm
Strapazen einer Auslieferung
«Von Walter Stürm, z.Zt. Untersuchungsgefängnis Sion», lautet die Autorenzeile des Textes «Ich kam mir vor wie ein Goldtransport» aus der WOZ Nr. 6 vom 9. Februar 1990. Walter Stürm, berühmt geworden als «Ausbrecherkönig», beschreibt die «Strapazen einer Auslieferung». Am 30. Juni 1989 war Stürm in seinem Appartement im Küstenort Valle Gran Rey auf der Kanarischen Insel La Gomera verhaftet worden. Damit war seine siebte Flucht zu Ende. Nach seiner Auslieferung Ende Januar 1990 beschrieb Stürm der WOZ in einem Brief die Auslieferung. Die WOZ befand aufgrund des Textes: «Dass er das Prozedere ohne grössere Schäden überstanden hat, ist ein kleines Wunder.»
Weiter im Text
Weitere Einträge zu Walter Stürm in diesem Blog: Zu Walter Stürm gibt es zudem einen Wikipedia-Eintrag, bei dem als Quelle allerdings nur die Reto-Köhler-Biographie angegeben ist. Aber immerhin findet sich dort ein erhellendes Zitat aus dem St.Galler Tagblatt (14.02.2005):
"Spätestens mit dem legendären Oster-Coup am 13. April 1981 (...) wurde er zu einer Art Popstar. Zu einem, der den repressiven Staat kraft seiner kriminellen Intelligenz herausforderte. In Zürich rebellierte die Jugendbewegung - einer wie Stürm passte perfekt in den subversiven Zeitgeist."
«Ich kam mir vor wie ein Goldtransport»
Von Walter Stürm, z. Zt. Untersuchungsgefängnis Sion
Ende Januar wurde Walter Stürm von der Auslieferungshaft in Madrid in die Schweiz überführt. Dass er das ganze Prozedere ohne grössere Schäden überstanden hat, ist ein kleines Wunder.
Weiter im Text
In diesem Dossier 25 Jahre WoZ findet sich am 9.2. 2006 zugleich "Ein Blick zurück auf Walter Stürms Text" von Daniel Ryser:
Ausbrecherkönig Stürm
Strapazen einer Auslieferung
«Von Walter Stürm, z.Zt. Untersuchungsgefängnis Sion», lautet die Autorenzeile des Textes «Ich kam mir vor wie ein Goldtransport» aus der WOZ Nr. 6 vom 9. Februar 1990. Walter Stürm, berühmt geworden als «Ausbrecherkönig», beschreibt die «Strapazen einer Auslieferung». Am 30. Juni 1989 war Stürm in seinem Appartement im Küstenort Valle Gran Rey auf der Kanarischen Insel La Gomera verhaftet worden. Damit war seine siebte Flucht zu Ende. Nach seiner Auslieferung Ende Januar 1990 beschrieb Stürm der WOZ in einem Brief die Auslieferung. Die WOZ befand aufgrund des Textes: «Dass er das Prozedere ohne grössere Schäden überstanden hat, ist ein kleines Wunder.»
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Weitere Einträge zu Walter Stürm in diesem Blog: Zu Walter Stürm gibt es zudem einen Wikipedia-Eintrag, bei dem als Quelle allerdings nur die Reto-Köhler-Biographie angegeben ist. Aber immerhin findet sich dort ein erhellendes Zitat aus dem St.Galler Tagblatt (14.02.2005):
"Spätestens mit dem legendären Oster-Coup am 13. April 1981 (...) wurde er zu einer Art Popstar. Zu einem, der den repressiven Staat kraft seiner kriminellen Intelligenz herausforderte. In Zürich rebellierte die Jugendbewegung - einer wie Stürm passte perfekt in den subversiven Zeitgeist."
vabanque - am Dienstag, 14. Februar 2006, 21:31 - Rubrik: Biographien des Bankraubs
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